Welche konkreten Schritte planen Sie, um unser Gymnasium vollständig in das digitale Zeitalter zu überführen?
Wir haben uns tatsächlich schon eine Menge überlegt und haben da eine sehr konkrete Idee. Ich verstehe all‘ die, die sagen, das dauere zu lange und das komme zu spät. Das ging mir übrigens in der Schule auch immer so und heute erkläre ich genau das gleiche, was mit damals immer erklärt worden ist: es dauert und es braucht eben ein bisschen. Wir haben 44 kommunalgetragenen Schulen in Rostock und wir haben uns natürlich überlegt, wie wir es gestalten wollen, dass wir nicht für jede Schule ein einzelnes System schaffen müssen, sondern dass wir das so gestalten können, dass wir alle 44 kommunalen Schulen zusammen ins digitale Zeitalter bringen und dann auch zusammen warten und ausstatten können – das ist der Vorteil eines solch großen Systems. Deswegen gibt es den sensationellen Medienentwicklungsplan – schönes Wort, noch schönerer Inhalt. Tatsächlich ist dieser für Mecklenburg-Vorpommern richtungsweisend. Wir haben diesen inzwischen ganz vielen anderen zum Lesen und Abschreiben gegeben und das nicht, weil wir den so toll finden, sondern weil die ihn so toll finden. Wir finden ihn auch toll. In ihm haben wir viele Sachen wirklich durchgeplant – fachlich und inhaltlich.
Mir geht es ausdrücklich nicht darum, dass wir alles nur noch an irgendwelchen mobilen oder festen Endgeräten machen, sondern ich glaube durchaus, dass Zettel, Stift und Bücher mit raschelndem Papier ihren Wert haben. Lesen und schreiben sind Kulturtechniken und der Umgang mit digitalen Medien ist ebenfalls sehr wichtig – beides muss man in der Schule lernen und wer immer nur mit einem digitalen Stift auf einem digitalen Untergrund schreibt, der wird nie eine ordentliche Handschrift haben. Das lernt man mit einem Bleistift oder einem Füller auf einem Stück Papier und das ist auch gut so und soll auch so bleiben. Und ich finde auch, dass die Haptik, das Anfassen von einem Buch, das Riechen vom Papier, dass dies Erlebnisse sind, die Schülerinnen und Schülern gar nicht genommen werden sollten. Diese Erlebnisse sollen sie auch nicht nur in der Stadtbibliothek haben, sondern auch in der Schule. Trotzdem, ganz deutlich, ich bin selbst ein totaler Nerd und das kann man jetzt zwar nicht sehen, wenn man die Zeitung liest, aber mein Telefon liegt direkt neben mir, mein iPad ist in meiner Tasche, mein Laptop ist da ebenso und ich mache so viel so vernetzt, weil ich das selbst sehr zu schätzen weiß. Deswegen werden wir alle Schulen dieser Stadt vollständig mit WLAN ausstatten und zwar mit einem Hochleistungs-WLAN. Wir haben ein eigenes Stadtnetz, eine eigene physische Infrastruktur, an der Schule kann man über physikalische Infrastruktur reden, vielleicht verstehen Menschen das ja, weil sie das in Physik haben. Das ist ein ganz großer Vorteil und wir sprechen hier nicht von paar hundert KB, sondern von GigaNet-Leitungen, die wir als Stadt selbst besitzen. Wir haben eigene Server und Datenvolumen ist ganz sicher nicht unser Problem. Das kennt ja jeder aus seinem eigenen monatlichen Tarif. Wenn das Datenvolumen aufgebraucht, aber der Monat noch lang ist. Das wird in Schule nicht unser Problem. Wir werden darüber hinaus alle Schulen so ausstatten, dass in jeden Raum digitale Präsentationstechnik vorhanden ist und dann ist es die Aufgabe der Schule zu entscheiden, was sie wo braucht. Möchte ich hier eine digitale Tafel haben? Möchte ich einen Beamer haben und eine Wand, an der ich dann gegebenenfalls auch mit entsprechenden Stiften das Beamerbild bearbeiten kann? Möchte ich einen großen Monitor haben und eine entsprechende Technik, um auf den Monitor zu streamen? Ganz wichtig ist auch die Frage, wofür man was braucht. Fakt ist, dass wir alle Klassenräume mit Präsentationstechnik ausstatten werden. Wir haben 44 Schulen und in jeden Raum kommt da was rein. Das macht schon mal deutlich, dass das keine kleine Aufgabe ist. Außerdem werden wir dafür sorgen, dass alle Schulen über eine ausreichende Zahl von Endgeräten verfügen. Und auch da sagen wir den Schulen, dass sie entscheiden können, was sie haben wollen und brauchen. Ich kenne Schulen, die wollen gar keine Computerkabinette mehr, die wollen keine festen PCs. Ich kenne aber auch welche, die sagen, dass sie neben den mobilen Technikangeboten mindestens 2 Computerkabinette benötigen. Und ich bin ja nicht so bescheuert, dass ich glaube, ich kann mir ausdenken, was in jeder einzelnen Schule gebraucht wird. Ganz im Gegenteil. Sagt mir, was ihr braucht und ich gucke mir an, ob das vernünftig und gut darstellbar ist und dann machen wir das auch. Das wird dazu führen, dass es in einigen Schulen mehr Tabletts als Laptops gibt, in den anderen Schulen gibt es dann eher mehr Laptops als Tabletts. Je nachdem, wie es gerade gewünscht wird. Der Erneuerungszyklus soll hier bei 4 -5 Jahren liegen – so lange muss es auch bitte durchhalten. Es wird aber nicht jeder sein eigenes Endgerät bekommen – das wäre auch Quatsch, weil ich mir gut vorstellen kann, dass man zum Beispiel im Sportunterricht nicht ständig ein digitales Endgerät braucht. Ich lass‘ mich aber gerne eines Besseren belehren – kann es mir jedoch nicht vorstellen. Das alles wird noch zusätzlich mit einem Support-Konzept untersetzt – mit einem Weiterbildungskonzept für die Lehrerinnen und Lehrer, das ist also einiges dabei. Der Medienentwicklungsplan für Rostocker Schulen ist im Übrigen komplett in der weiblichen Form geschrieben.

Gibt es für die Wartung Personal, welches eingeplant wurde?
Ja. Wir haben heute die Situation, dass es an jeder Schule im Prinzip eine kleine Insellösung gibt und dass es an allen Schulen Lehrerinnen und Lehrer gibt, die sogenannte Abminderungsstunden dafür bekommen, um sich um die Technik zu kümmern. Das wird auch zukünftig so sein, aber wir werden das nicht mehr so intensiv brauchen, da wir in der Situation sein werden, dass jede Schule bei Bedarf einen externen Supporter kontaktieren kann. Darüber hinaus gibt es dann bei etwas komplizierteren Fragen den sogenannte »Second-Level Support«. Den können wir künftig mit Personal, das wir in der Stadtverwaltung einstellen, anbieten und Probleme von »außen« regeln. So muss künftig nicht mehr wie heute in vielen Fällen jemand vorbeikommen und sich den Computer angucken. Durch die Anbindung an das Stadtnetz kann man sich dann direkt auf den Rechner in der Heinrich-Tessenow Straße in Raum X aufschalten und dann das Problem extern lösen. Erst, wenn das nicht möglich ist, kommt dann jemand direkt in die Schule. Das heißt, wir haben uns ein komplettes System überlegt, wie das ganze funktionieren soll. Das ist natürlich mit erheblichen Kosten verbunden. Vielleicht sage ich die Zahl dann doch einmal: wir werden in den nächsten 5 Jahren für die Digitalisierung, Technik und das Personal 22 Millionen Euro abgeben und ich glaube, dass das eine Zahl ist, bei der wir uns nicht verstecken müssen.

Wie genau stellen Sie sich die Erweiterung unseres Gymnasiums vor?
Wir haben uns zusammen mit der Schule, das ist mir ganz wichtig zu sagen, über einen längeren Zeitraum Gedanken gemacht, wie wir das machen wollen. So blöd, wie es ist, dass es so lange gedauert hat; so sehr hat das auch Vorteile. Wir haben die ursprünglichen Überlegungen einmal komplett über den Haufen geworfen und uns gefragt, was wir am schlausten machen könnten. Es wird den Neubau geben, der aber sowas von fein ist! Ich mache auch kein Geheimnis daraus, dass es mich einige Zeit gekostet hat, Leute davon zu überzeugen, dass wir hier für 10 Millionen Euro einen Musiktempel errichten. Angemessen! Richtig gut! Ich möchte das auch so! Wir haben schallgedämpfte Probenräume, eine große Aula, die von außen separat begehbar und so auch als Veranstaltungszentrum für den Stadtteil zu nutzen ist. Ich glaube, da haben wir schon ganz schön einen rausgehauen. – Das ist aber auch richtig so! Wenn man ein Spezialgymnasium für musische Bildung haben möchte, dann hat man nicht oft die Möglichkeit, so etwas zu machen. Wir haben jetzt hier die Situation, dass der Neubau dran ist, weil die Container nun – überraschender Weise – nach ein paar Jahrzehnten wirklich ausgedient haben.

Das kann man laut sagen!
Da kann man die Frage nach der Notwendigkeit ja nur noch mit einem Augenzwinkern beantworten, denn dass das keine gute Situation ist – da brauchen wir nicht drüber zu streiten – das weiß jeder. Wenn man dann das Glück hat, just in dieser Zeit, in der gerade ein bisschen Geld zur Verfügung steht und nicht alle totale Haushaltsnot haben; einen Neubau zu errichten, dann kann auch so etwas dabei herauskommen. Wenn der Neubau dann fertig ist, dann werden wir das Hauptgebäude in Schuss bringen, um die klassischen Unterrichtsräume auch noch einmal zu verbessern und anzupassen. In der Summe, das gebe ich offen zu, bin ich ein bisschen neidisch auf die, die hier künftig lernen dürfen. Allerdings auch nur ganz kurz, denn ich habe in Musik immer meine guten Noten gehabt, aber ich habe sie nicht deswegen gehabt, weil ich Noten lesen konnte – das kann ich nämlich bis heute noch nicht.

Nach der Erweiterung unseres Gymnasiums soll das Hauptgebäude modernisiert werden. Welche Um- oder Baumaßnahmen sind dort genau geplant?
Intern sprechen wir dabei von dem Raumprogramm. Dieses ist zurzeit klar definiert. Es wird sich aber natürlich noch verändern, weil wir nach dem Neubau in Haus I keine Musikräume mehr brauchen – die sind dann drüben. An deren jetzigen Standorten kann man vielleicht das eine oder andere Fachkabinett einrichten oder einfach moderne Unterrichtsräume entstehen lassen. Dafür gibt es schon jetzt eine grobe Planung, aber noch nichts Spruchreifes. Mit diesem Umbau werden selbstverständlich auch Lärm und Dreck einhergehen. Zudem wird er noch mal ein paar Millionen verschlingen, aber deutlich weniger als der Neubau.

Welche Maßnahmen werden, eventuell auch zukünftig, von Ihnen ergriffen, um unser Musikgymnasium als solches zu erhalten und zu fördern?
Ich habe jetzt gerade ganz große Augen und einen fragenden Blick, weil warum? Ist das nötig? Mein Eindruck ist, dass es eigentlich ganz gut läuft und wenn wir die Dinge, die wir jetzt miteinander vorhaben, also Neubau und Ausstattung, miteinander auf den Weg gebracht haben, dann haben wir, wie ich glaube, das getan, was wir tun können. Die Straßenbahn hält vor der Tür, das ist also von der Reichweite her alles super. Ein Sportplatz ist vorhanden. Die Sporthallen im Rostocker Nordosten werden auch nach und nach saniert und ich glaube, eure Tonne ist auch noch dran. Also mir fiele jetzt nichts ein, was noch nötig wäre.

Vielleicht nicht bei der Musikspezialisierung, aber neben derer ist unser Gymnasium auch eine von fünf Schulen mit dem Schwerpunkt MINT in ganz Mecklenburg-Vorpommern. Welche Ambitionen gibt es da seitens der Stadt oder auch Ihres Senatsbereichs, diesem Schwerpunkt gerecht zu werden?
Wie gesagt, im Zuge der Neugestaltung des Raumprogramms wird auch der eine oder andere Fachraum noch neu integriert oder besser ausgestattet werden. Das werden wir uns aber anschauen, wenn es soweit ist. Jetzt müssen wir erst einmal den Neubau fertigkriegen. Unter Umständen verändern sich in der Zeit auch nochmal Dinge. Ich wäre ja ziemlich dumm, wenn ich heute sage, 2024 machen wir genau das, ohne zu wissen, was 2024 dran ist – vielleicht ändern sich bis dahin noch einige Sachen. Wir haben eine Idee davon, was wir zu tun haben, aber den konkreten Plan machen wir erst, wenn es dran ist. Dass man dann schaut, dass man das Miteinander anpasst, ist völlig klar. Ich sage aber auch, das gehört zur Wahrheit dazu: jedes Gymnasium, egal ob Spezialgymnasium oder nicht, muss eine gute Ausstattung haben. Genauso muss auch jede andere Schule eine gute Ausstattung haben. Zusätzliche Ausstattungen werden natürlich schwerpunktmäßig gesetzt, das heißt, dass wir da bei jedem Posten genau schauen, wo wir ihn umsetzten. Es kann zum Beispiel sein, dass wir ganz tolle MINT-Räume in der Baltic-Schule haben, weil wir auch eine Regionale Schule in top Ausstattung haben möchten. Dann finde ich, kann man auch mal darüber nachdenken, ob es okay sei, sich kurz in die Straßenbahn zu setzten, um in die Pablo-Picasso-Straße zu fahren. Um dann dort bestimmte Experimente zu machen, für die es da die Räume gibt, aber hier nicht – die Schülerinnen und Schüler am Käthe sind ja keine kleinen Kinder mehr.

Es geht ja aber Unterrichtszeit für die Fahrt verloren.
Ja, das stimmt, aber man kann in den Pausen fahren oder man macht ein Projekt daraus und dann hat man sowieso noch einmal ein paar Unterrichtsstunden mehr. Mir geht es darum zu zeigen, dass man nicht immer alles überall haben muss, um es dann nur wenig zu nutzen. Es macht ja mehr Sinn, dass wir die Sachen, die wir uns für spezielle Dinge leisten, dann auch gut auslasten. Das war jetzt ein total konstruiertes Beispiel, das heißt nicht, dass es so ist oder so sein soll. Aber ehrlich gesagt finde ich es nicht schlimm, wenn man sich andere Schulen anguckt und Dinge mit nutzt, die andere haben. Am Ende hat ja auch das mit Nachhaltigkeit zu tun: bestimmt Dinge so anzuschaffen, dass sie gut ausgelastete sind. Zudem führt es dazu, dass man spezielle Dinge schneller nachkaufen kann, weil man sie nur einmal braucht und nicht fünf Mal.

Sie waren ja früher selbst Mitglied im Stadt-, damals Kreisschülerrat Rostocks und wissen daher, wie wichtig es ist, dass dieses Gremium auch politisches Gehör bekommt. Wie würden Sie Ihre derzeitige Zusammenarbeit mit dem Stadtschülerrat beschreiben?
Also sie ist natürlich viel besser als früher. (lacht)

Das war zu erwarten.
Ich bin ja nicht nur Mitglied, sondern auch einer Weile Vorsitzender des SchülerInnenrates – auch damals schon mit großem »I« – gewesen. Es war nicht immer leicht mit denen, die Verantwortung hatten, ins Gespräch zu kommen und ich glaube, dass da tatsächlich eine Menge passiert ist. Das hat nicht nur mit mir zu tun, den Eindruck will ich gar nicht erwecken. Ich würde aber zumindest behaupten, dass man sich nicht darüber beschweren kann, nicht mit mir ins Gespräch zu kommen oder kein offenes Ohr zu finden. Das funktioniert mal besser und mal schlechter. Es liegt übrigens auch in der Natur der Sache, dass nicht alle Forderungen der Schülerinnen und Schüler immer auch die Sichtweisen des zuständigen Senators sind. Das war damals schon nicht so und das ist heute auch noch nicht so. Wobei ich auch sage, vieles von dem, was wir damals gefordert haben, ist heute Normalität. Es wäre aber auch komisch, wenn sich junge Menschen mit dem zufrieden geben würden, was da ist. Das wäre sogar dramatisch schlecht, denn Fortschritt und Entwicklung kann es nur geben, wenn man permanent über das Bestehende miteinander diskutiert. Ich glaube aber auch, dass die Beteiligung und das Einbeziehen von Schülerinnen und Schülern in Prozesse heute viel selbstverständlicher ist, als es in den grauen 90er Jahren war. Wir hatten in den 90ern, das kann man sich heute zum Glück nicht mehr vorstellen, eine Schulkonferenz, die zur Hälfte aus Lehrkräften und zu je einem Viertel aus Eltern und Schülerinnen und Schülern bestand. Bei Stimmengleichheit hatte immer der Schulleiter eine doppelte Stimme, das heißt, wenn das Lehrerkollegium sich einig war, dann war völlig Banane, was die Eltern und Schüler zusammen wollten – die Lehrerschaft konnte alles bestimmen. Dagegen hat es damals Demonstrationen mit mehreren tausend Menschen gegeben. Das waren die wilden 90er. Aber auf die Idee einer solchen Schulkonferenz kommt heute zum Glück keiner mehr.

Sie haben den Vertrag mit Sodexo bis Mitte 2022 verlängert, da die Stadt bisher noch nicht in der Lage ist, selbst für ihre Schülerinnen und Schüler zu kochen. Um dies zu beheben, haben Sie Beraterfirmen angefragt. Wie ist der Stand der Dinge bei dem Vorhaben, dass die Stadt selbst für all ihre Schulen kocht?
Der Vertrag, den wir mit Sodexo haben ist auch in einem ganz breiten Beteiligungsverfahren zu Stande gekommen, das ist mir auch ganz wichtig zu sagen.
Kurz nachdem ich mein Amt als Senator antrat, bekam ich die Aufgabe, die Ausschreibung für das Schulessen an den kommunalen Schulen zu erneuern. Der Text, der mir diesbezüglich vorgelegt wurde, war anspruchslos. Ich war in keinster Weise zufrieden, weshalb ich mich dazu entschloss, eine Übergangszeit einzuleiten, sodass der neue Vertrag erst 2017 geschlossen werden musste. Ich sollte 2015 die Ausschreibung für den neuen Vertrag für 2016 fertigstellen. Es benötigt einen enormen Vorlauf, mit einer Zeitspanne von mindestens zehn Monaten, da wir im europäischen Vergabeverfahren sind. – Das ist aufwendig, ermöglicht jedoch demokratische Prozesse und Beteiligung. Anschließend verfassten wir mit Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften, Eltern und dem Gesundheitsamt einen Anspruchskatalog. Es wurden Vorstellungen, Präferenzen und Wünsche zum Schulessen besprochen. Doch nur ein Unternehmen bewarb sich, und dieses ist noch immer unser Anbieter – Sodexo.
Meiner Meinung nach nimmt man nicht wahr, dass das Unternehmen heutzutage das »Cook and Chill«-Verfahren verwendet, welches eine deutliche Qualitätssteigerung bewirkt. Und eins möchte ich klarstellen – über Geschmack diskutiere ich nicht mehr! Ich kenne das auch von meiner eigenen Familie: Jeder mag etwas anderes, es gibt Menschen, die lieben Gerichte, die andere wiederum hassen. Bei mir zum Beispiel hört die Freundschaft bei Rosenkohl auf. Zusammenfassend kann man sagen, dass sich die Situation in den letzten fünf Jahren deutlich verbessert hat – sie ist jedoch noch nicht gut – das gebe ich offen zu. Wir haben jedoch bei der Umsetzung der Idee, Rostocks Schülerinnen und Schüler selbst zu versorgen, ein großes Problem. Denn wenn wir selbst kochen wollen, müssen wir es genauso machen wie Privatanbieter – also wie Sodexo. Das Essen muss in einer Zentralküche gekocht und anschließend an die Schulen geliefert werden. Ob dies die Stadt oder Privatanbieter machen ist eigentlich egal. Doch Schulen können nicht frisch selbst kochen – dazu fehlt es an Platz in den Schulen. Zusätzlich muss man sagen, dass es einen Haufen Geld kostet, selbst zu kochen. Der momentane Preis pro Mahlzeit liegt bei 4 Euro, dieser könnte ohne Probleme auf 6,50 Euro steigen – dann ist es gerade mal kostendeckend. Es gibt einen Unterschied zwischen einer guten Idee und deren Umsetzung – hier steckt die Problematik. Wir müssen eine gute Balance zwischen gesunden, abwechslungsreichen Mahlzeiten und einem Preis finden, den sich jede Familie ohne Probleme leisten kann. Trotzdem prüfen wir im Moment, wie die Herausforderungen wären, wenn die Stadt selbst kocht, da es aus meiner Sicht Vorteile hat, denn man kann bestimmte Prozesse besser steuern.
Vor zwei Jahren bin ich in Tallinn gewesen, hier hat mich das System in den Schulen ganz besonders beeindruckt. Die Umsetzung dieses zählt in gewisser Weise auch zu meinen Wünschen. Das erste ist die Regelung der Straßenschuhe. Wenn man die Schulgebäude betritt, sieht man einen großen Raum, in dem die Schülerinnen und Schüler ihre Straßenschuhe aus- und Hausschuhe anziehen. In Estland ist diese Regelung völlig normal. Da stellt sich mir die Frage – wäre das hier auch so cool? Ich kann mir vorstellen, dass deutsche 14-Jährige ihre modischen Sneaker auch im Unterricht präsentieren wollen. Ohne wäre es schließlich sinnlos, sie zu kaufen. In den Schulen in Tallinn dürfen Schülerinnen und Schüler kein Essen oder Trinken mitnehmen, die Stadt entscheidet, welche Nahrung die Kinder während ihrer Schulzeit zu sich nehmen – das Essen ist jedoch kostenlos. Eins kann ich prophezeien: Die Eltern würden sich ununterbrochen beschweren, da sie ihren Kindern nicht mehr das Essen mitgeben können, welches sie bevorzugen. BAD NEWS – keine Cola, Fanta oder irgendwelche Arten von Softdrinks. Die Getränke sind vorzugsweise stilles Wasser, Tee und Milch und das Essen ist tendenziell nicht auf dem durchschnittlichen Speiseplan eines pubertierenden Jugendlichen zu sehen. Aber es ist frisch zubereitet und kostenlos. Dieses System ist meiner Meinung nach wirklich schön, aber für uns nicht annähernd realisierbar. Daher brauchen wir uns im Moment nicht darum zu kümmern.

Es scheint Ihnen wichtig zu sein, Plätze für uns Jugendliche zu schaffen, an denen wir uns treffen können. Welche Orte sollen in diesem Kontext neugestaltet oder errichtet werden?
Ich plane tatsächlich erst einmal gar nichts – außer zuzuhören. Da es vor dem Hintergrund dessen, was ich bisher sagte komisch wäre, wenn ich nun um die Kurve käme und entscheiden würde, was gut für die Jugend ist. So wurde es Jahrzehnte, beziehungsweise Jahrhunderte gemacht. Lebensältere sagten, was gut für die Lebensjüngeren sei, wobei die Älteren immer der Meinung waren, sie würden alles richtig machen – ich behaupte allerdings, dass die Jüngeren häufig nicht dieser Meinung waren. Ich bin mir auch sicher, dass wir uns nicht immer einig darüber sind, was gut oder schlecht ist. Persönlich denke ich, dass es wichtig ist, für Jugendliche Platz und Raum zu haben, um sich zu treffen. Dies wird mit der Zeit immer schwerer, da solche Treffpunkte kommerzialisiert und privatisiert werden. Sich einfach treffen zu können – ohne einen Eistee oder Milchshake kaufen zu müssen, ist schon mal gar nicht mehr so einfach. Ich habe mir sagen lassen, dass Jugendliche Spots mit kostenfreiem WLAN bevorzugen, welches auch eine Geschichte ist, über die man sprechen muss. Ich werde aber auch nicht auf die Idee kommen zu sagen, wir installieren dieses oder jenes an diesem oder jenem Ort, um mir im Nachhinein sagen lassen zu müssen, wie doof das doch sei. Ich weiß, dass ich mich mit 13 Jahren an anderen Orten getroffen habe als mit 15 Jahren. Ich kann aber nicht als Stadt überall und permanent neue Treffpunkte schaffen – das wäre auch Quatsch. Denn auch damit würde man die Jugend entmündigen. Es ist nicht zu viel verlangt – von insbesondere auch Gymnasiastinnen und Gymnasiasten – sich eigene Orte zu schaffen und bei der Umsetzung nach Hilfe zu fragen. Dafür gibt es Schulsozialarbeit und Jugendsozialarbeit im Stadtteilbegegnungszentrum, hier sind diverse Vereine, die unter anderem auf dieses Gebiet spezialisiert sind, welche auch Unterstützung von der Stadt bekommen. Wenn jemand eine Idee hat oder sagt, das brauche ich, dann höre ich mir das immer gerne an und wir beschäftigen uns mit der Realisierbarkeit und Umsetzung. Ich komme jedoch nicht auf euch zu und sage: das ist gut für euch, das bekommt ihr jetzt.

Welche Vorschläge gab es bis jetzt, die sie in Erwägung ziehen?
Tatsächlich ist das ein Punkt, der relativ dünn ist. Ich kann nicht behaupten, dass wir mit Vorschlägen überschüttet werden, wie wir öffentliche Räume gestalten könnten. Das wäre gelogen oder ist an mir vorbeigegangen. Es gibt zwar den Wunsch, Orte zu schaffen, die mit kostenfreiem WLAN und komfortablen Sitzgelegenheiten ausgestattet sind, aber bei der Beantwortung der Frage, wo sich diese befinden sollten, war es bisher schwierig, Einigkeit zu schaffen. Tatsache ist, dass wir bei Dierkow und Toitenwinkel über einige Möglichkeiten nachdenken; beispielsweise den Schäferteich, der wird als Treffpunkt gerne genutzt, dürfte aber auch mal erneuert beziehungsweise anschaulicher gestaltet werden. In Dierkow gibt es auch einige Ecken, von denen ich Bescheid weiß. Hier ist es jedoch so, dass das nicht zwingend auf das Wohlwollen der Anwohnerinnen und Anwohner trifft. Doch auch hier muss man Aushandlungsprozesse in der Gesellschaft miteinander führen, wobei ich mich auch freute, wenn sich junge Menschen einbringen würden. Warum sollte ich auf die Anwohnerinnen und Anwohner zugehen und sagen, sie sollten Verständnis für die Jugend haben. Ich glaube, es wäre eine reizvolle Idee, wenn Jugendliche selbst einmal fragen: »Wart ihr auch mal jung? Habt ihr auch mal Krach gemacht?« Die Aufgabe der Stadt kann natürlich sein, solche Prozesse zu moderieren und zu gestalten. Ich wüsste aber nicht, warum ich Jugendlichen die Chance nehmen sollte, für ihre eigenen Interessen einzustehen.

Sie setzen sich für ein Stopp der stetigen Erhöhung der Fahrpreise im ÖPNV in Rostock ein. Was man auch am Schülerticket, welches seit diesem Jahr kostenlos ist, sieht.
Wird dieses eigentlich von euch genutzt?

Ja! Es wir gern angenommen. Auch die Verwaltungssache ist unkompliziert vonstattengegangen. Den Antrag zu stellen und sich das Ticket anschließend in der Schule abzuholen war überraschend simpel gestaltet. Auch wenn man diesen Antrag, der dann langfristig gelten soll, in diesem Jahr erneut stellen muss.
Nein. Jedes Jahr muss der Antrag erneut gestellt werden. Das muss auch sein – aus einem einfachen Grund, wenn man die Kosten einmal hochrechnet: 12 mal 28 Euro, was eine recht hohe Summe ergibt, welche die Stadt zahlt. Seid mir bei einer solch hohen Summe dann bitte nicht böse, wenn ich verlange, dass wir die Daten einmal im Jahr in Form eines Antrags prüfen möchten. Andernfalls könnte ich nicht auf die Daten zugreifen. Das kann ich nur in Form eines jährlich gestellten Antrags. Wir haben auch vor, diesen Vorgang in Zukunft digital zu gestalten. Ich muss auch sagen, dass das wirklich nicht zu viel verlangt ist, wenn man bedenkt, dass man anschließend nicht mehr diese recht hohe Summe selbst zahlen muss.

Wie wollen sie den Stopp der stetigen Erhöhung der Fahrpreise im ÖPNV, abgesehen von den Schülertickets, umsetzen?
Mit dem Schülerticket möchten wir euch zeigen, dass man sich auch komfortable mit Bus und Bahn fortbewegen kann – und man keinen motorisierten Individualverkehr benötigt. Das ist ganz bewusst ein Teil der Übung, woraus wir auch kein Geheimnis machen: Wir wollen junge Menschen an den ÖPNV gewöhnen. Bei der Frage der Preisstabilität muss ich aus der Rolle des Senators herausfallen und in die Rolle des Parteimitglieds der Linken fallen. Diese verfolgt das erklärte Ziel, Fahrpreissteigerungen zu vermeiden. Die Stadt vertritt dieses Ziel offiziell nicht; hier muss man sauber trennen. Die Linke hat verschiedene Ideen zur Umsetzung dieser Ziele. Wir sind der Meinung, dass das Land deutlich mehr Mittel zur Verfügung stellen muss, um die Kommunen bei dieser Aufgabe zu unterstützen. Der Bund hat seine Zuwendung in diesem Bereich an die Länder drastisch erhöht, zwar noch nicht ausreichend, aber immerhin. Jetzt ist es die Aufgabe der Länder, sich an ihre Kommunen zu wenden. Wenn man beachtet, dass eine einzige Straßenbahn mehr als eine Million Euro kostet und gleich 40 Bahnen erneuert werden müssen, dann ist es für eine Stadt nicht gerade wenig Geld. Es muss jedoch irgendwie bezahlt werden, das haben wir alle festgestellt. Momentan sind wir in einem Tarifkonflikt, bei dem die Bus– und Straßenbahnfahrer und -fahrerinnen endlich sagen, dass sie mehr Geld bekommen wollen. Man muss sich vergewissern, wie viel Verantwortung dieser Beruf mit sich bringt, da ich den Bahnfahrern und -fahrerinnen vertrauen muss, dass sie ihren Job ordentlich ausführen. Sie arbeiten sieben Tage die Woche, auch an Weihnachten und Silvester und immer dann, wenn ich gefahren werden möchte. Bei diesen Konditionen empfinde ich es als gerecht, wenn sie einen guten Lohn verdienen, welcher auch irgendwie bezahlt werden muss. Daher brauchen wir Verständnis in der Gesellschaft, dass die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des ÖPNV eine höhere öffentliche Förderung brauchen. Ich gebe auch ganz klar zu – Fahrpreise sind nicht das alles Entscheidende. Aus vielen Befragungen wissen wir auch, dass eine gute Taktzeit, Sauberkeit in den Verkehrsmitteln, gut beleuchtete Haltestellen und das Sicherheitsempfinden mindestens genauso wichtig sind. Kostenfreiheit allein bringt keine Attraktivität im öffentlichen Personennahverkehr.
Wenn man Rostock mit Berlin vergleicht, dann haben die meisten Berliner Bezirke eine größere Bevölkerung als ganz Rostock. Dann muss man bedenken, dass der Nahverkehr in Berlin eine viel höhere Taktzeit und ein deutlich engmaschigeres Netz hat. Das kostet das Land Berlin selbstverständlich sehr viel mehr Geld. In Berlin könnte man dafür aber tatsächlich auf die Idee kommen, kein Auto zu brauchen. Davon sind wir, bis auf die Innenstadt Rostocks, noch weit entfernt. Das möchte ich jedoch erreichen. Aber nochmal: hier spricht das Parteimitglied und nicht der Senator.

Wie wollen Sie erreichen, dass junge Leute wie wir auch nach dem Schulabschluss in Rostock bleiben beziehungsweise einmal hierher zurückkommen?
Auch hier frage ich: Was braucht ihr, um hier zu bleiben? Hier muss man dann nach der Umsetzbarkeit schauen. Bei Abiturientinnen und Abiturienten kommt ziemlich häufig die Frage der Studienrichtung auf. Dazu braucht es eine attraktive Universität. Ich sage hier jedoch deutlich, dass es überhaupt nicht schlimm ist, wenn Menschen ihre Geburtsstadt verlassen, um ihre Ausbildung oder ihr Studium in einer anderen Stadt zu absolvieren. Ich finde es schön, wenn sie wiederkommen, was jedoch auch schwierig sein kann, wenn man in einer anderen Stadt einen Menschen kennenlernt, mit dem man beabsichtigt, längere Teile seines Lebens zu verbringen. Auch ich wäre nicht in Rostock, wenn meine Mutter nicht damals aus Leipzig hergezogen wäre – ist sie aber, da sie meinen Vater kennengelernt hat. Anders gesagt: es ist nicht schlimm, wenn junge Leute wegziehen, das wäre es nur, wenn nicht andere junge Menschen wiederum hierherziehen würden. Jemand, der immer nur in Rostock lebt, hat auch nicht die Welt gesehen – auch wenn er in einer Hafenstadt lebt.

Sie möchten den Ausbau des Mobilfunks und den der öffentlichen WLANs voranbringen. Welche Neuerungen können wir auf diesem Gebiet demnächst erwarten?
Auch da ist ja ein Teil der Wahrheit, dass wir in Rostock, im Vergleich zu anderen Orten in Mecklenburg-Vorpommern, auf der Insel der Glücksseeligen sind – ich kenne auch Ecken in dieser Stadt, in denen es mit dem Empfang schwer wird. Wobei man sich bei den mobilen Daten immer damit rausreden kann, dass Digital Detox ja auch entschleunigt. Schlussendlich hindert es aber auch beim Gestalten von Prozessen, die wir brauchen. Wir sind in Rostock jetzt gerade dabei, einen Plan zu machen, wie wir die sogenannten Stadtdörfer: Hinrichsdorf, Jürgenshof, Stuthof und so weiter endlich mal mit Breitband versorgen – sowohl beim Festnetz als auch beim Mobilfunk. Aber auch da kann ich immer nur sage: Wir leben in einem Gesellschaftssystem, dass sich Kapitalismus nennt. In diesem wird immer gerne behauptet: Der Markt klärt das! Ich nehme zur Kenntnis, dass der Markt es im Moment nicht klärt! Also muss man schauen, was man als Stadt tun kann. Ich bin allerdings auch nur begrenzt bereit, immer nur dann, wenn etwas keine Aussicht auf Profit hat, den Staat in die Verantwortung zu nehmen und es, wenn sich damit Geld machen lässt, privaten Dienstleistern zu überlassen. So kann es nicht laufen! Das heißt, man muss mit den Unternehmen darüber reden, dass sie auch eine Verantwortung haben – das tun wir. Ansonsten ist die Netzabdeckung in Rostock eigentlich in Ordnung. Natürlich gibt es immer mal ein paar Stellen, aber das ist immer so – aber auch da schauen die Mobilfunkanbieter mittlerweile hin. Was das angeht sind wir in einer besseren Situation als beispielsweise eine kleine Gemeinde in Vorpommern.

Sie möchten die Busse und Bahnen der RSAG ebenfalls mit kostenfreiem WLAN ausstatten, ohne die Fahrpreise zu erhöhen. Gibt es schon einen Termin für die Einführung oder einen Plan für die Finanzierung?
Es ist tatsächlich nicht so, dass nicht ich das möchte, sondern eine Forderung existiert. Ich hab mich aber davon überzeugen lassen, dass das nicht die schlauste aller Ideen ist, weil die technischen Voraussetzungen dafür nicht ganz so einfach sind und weil wir ganz viele Sachen in Deutschland ganz toll geregelt haben. Das soll jetzt gar nicht abwertend klingen, sondern es sagt aus, dass wenn man Sachen sehr detailliert geregelt hat, das auch ein Hemmnis dafür sein kann, andere Sachen, die man gut findet, zu klären. Beispiel Störerhaftung: Wenn sich jemand über ein öffentliches WLAN irgendwo einloggt und dann unter falschem Namen Cybermobbing betreibt, wir es schwer sein, das zurückzuverfolgen. Es hat aber Vorteile, wenn man das zurückverfolgen kann. Wenn jemand bei Facebook unter falschem Namen meine öffentliche Hinrichtung fordert, dann finde ich die Idee charmant, zurückverfolgen zu können, wer das war – das wird bei einem entsprechenden System nicht so einfach. Man braucht also bestimmte Regelungen, die das etwas komplizierter machen. Wie angenehm das sein kann, habe ich 2011 in Tel Aviv erlebt, als ich in einem kleinen Reisebus saß und ich plötzlich WLAN hatte, als ein Linienbus neben uns hielt. Als der Bus wieder weg war, war auch das WLAN wieder weg. Dieser Komfort ändert aber nichts daran, dass wir unsere Voraussetzungen haben. Seien wir einmal ehrlich: die meisten von uns haben mittlerweile Datenpakete, die es erlauben, auch ohne WLAN klarzukommen. Weil wir in Rostock in der Regel auch recht kurze Fahrstrecken haben, ist das auch nicht so ein großes Thema. Da sind dann Public Hotspots auf dem Neuen Markt, in der Kröpi, auf dem Hannes-Meyer-Platz oder eben an den Haltestellen beim Warten viel interessanter als ausgestattete Busse und Bahnen.

Sie möchten den Zoo Rostocks als Erlebnis für alle erhalten. Wie wollen Sie dies, insbesondere im Hinblick auf die Preisentwicklung, erreichen?
Das ist am Ende des Tages ähnlich wie beim öffentlichen Nahverkehr und ähnlich wie bei der Schülerspeisung. – Wer mehr will, muss wissen, dass es auch mehr kostet. Auch dort muss man unter Umständen Kompromisse finden. Tatsächlich ist es so, dass ein Zoo, der nicht attraktiv ist, auch keine Besucher hat und wenn er keine Besucher hat, hat er auch keine Einnahmen. Da kann sich auch jeder selbst fragen, ob er heute noch in den Zoo gehen würde, wenn es kein Darwineum und kein Polarium gäbe, wenn die Spielplätze nicht erneuert worden wären oder, oder, oder. Und wer ganz ehrlich mit sich selbst ist wird feststellen: vielleicht ja, aber nicht so oft. Selbstverständlich müssen die Baukosten für die neuen großen Häuser irgendwie refinanziert werden – dabei spielen natürlich auch die Eintrittspreise eine Rolle. Ich mache aber auch kein Geheimnis daraus, dass mir das Bezahlen einer Tageskarte keinen Spaß mehr macht – das ist schon heftig. Der Hinweis darauf, dass Leipzig noch teurer ist, hilft mir auch nicht. Aber wer einen attraktiven Zoo haben möchte, der muss wissen, dass man dafür auch bezahlen muss. Ganz nebenbei möchte ich auch einmal darauf hinweisen, dass man nicht für Arten- und Tierschutz sein kann und auf der anderen Seite nicht dafür ist, dass die Anlagen, die nicht zeitgemäß sind, überarbeitet und in Ordnung gebracht werden. Wenn wir uns anschauen, was für die neue Robbenanlage jetzt vorgesehen ist – das ist nicht Goldkante, aber es ist angemessen – kostet dann aber auch wieder ein paar Millionen. Dieses Mal aber vergleichsweise preiswert zu den vorangegangenen Bauten.

Dafür wird es »nur« eine moderne Anlage und kein ganzes Haus.
Aber auch wieder mit pädagogisch wertvoller Ausstattung. Bei der Gelegenheit sei angemerkt, dass Rostock eine der wenigen Städte ist, die eine ganz klare Kooperationsvereinbarung mit dem Zoo und daher eine vertraglich geregelte Zooschule hat. – Das gibt es nicht so oft. Die Zooschule wird von vielen als Selbstverständlichkeit betrachtet – das ist sie nicht! Das machen wir aber gerne, genauso, wie wir den Verkehrsgarten gerne machen und diverse andere Sachen, die wir in Rostock haben, wie beispielsweise den Botanischen Garten, mit dem es ja auch eine Kooperation gibt. Das haben viele nicht auf dem Zettel, weil es immer als Selbstverständlichkeit betrachtet wird. Ich möchte keinen Blumenstrauß dafür, ich will nur sagen, es haben nicht alle – genießt es!

Sie setzten sich dafür ein, eine neue Schwimm- und Eishalle zu bauen. Was sind bei diesem Projekt die derzeitigen Fortschritte?
Da gibt es derzeit ganz konkrete Planungsschritte: zunächst muss man einen Standort finden – das haben wir gemacht. Dann muss man sich darüber verständigen, in welcher Reihenfolge man bauen will – wir haben dafür jetzt Bauabschnitte gebildet, die vernünftig und sinnvoll sind. Jetzt sind wir dabei, eine entsprechende Studie zu erarbeiten, wie so ein Bau aussehen kann, um dann Kosten zu ermitteln, damit man dann Förderanträge stellen kann. Wir reden hier nämlich von mehr als 50 Millionen Euro, die das Ganze kosten wird. Da nimmt man dann gerne die Unterstützung von anderen entgegen, denn 50 Millionen Euro sind für eine Stadt wie Rostock eine Menge Geld – das muss man so klar sagen. Diese Prozesse laufen zurzeit und wenn alles richtig gut läuft, können wir 2022 anfangen. Das müssen wir dann auch langsam, weil die alte Eishalle nicht sanierungsfähig ist. Sie wurde zu einer Zeit gebaut, als man sich über Betriebskosten und Wärmedämmung noch keine Gedanken machte. Das ist jetzt kein Phänomen, das man auf die DDR schieben könnte, sondern das hat man halt damals einfach nicht gemacht. – Das geht heute aber nicht mehr so.

Wie lange wird der Bau in etwas dauern?
Ich habe keine Glaskugel, aber die Bauzeit wird sicherlich so um die zwei Jahre betragen.

Soll die Kapazität der jetzigen Eishalle erhöht oder verkleinert werden?
Sie soll erhöht werden, 1800 Plätze. Diese Diskussion um eine Kapazität, die angeblich verringert werden soll, kenne ich und ich weiß überhaupt nicht, woher sie kommt. Es wird von so vielen Leuten behauptet, dass ohne Zuschauerplätze oder sonst etwas bei der neuen Eishalle geplant wird.

Als das erste Mal über diese kombinierte Halle gebrochen wurde, wurde verbreitet, man orientiere sich an dem Lentpark in Köln, bei dem nur eine Tribüne für vielleicht 200 Zuschauer vorhanden ist – daher kommt das.
Da kann ich nur sagen, da haben Leute nicht aufgepasst. Es stimmt, beim Lentpark in Köln sind keine großen Zuschauerplätze vorhanden. Allerdings ist Köln ja auch knapp größer als Rostock; sie ist eine Millionenstadt – wir nicht. In Köln gibt es auch ein Eishockeyteam, das in der ersten Liga in der Lanxess Arena vor weit mehr als 1800 Zuschauern spielt. Der Lentpark hingegen ist eine öffentliche Eisfläche mit Schwimmhalle. Als man dieses Beispiel brachte, ging es nur darum zu zeigen, dass diese Zusammenlegung betriebswirtschaftlich sinnvoll und ökologisch wertvoll ist, denn eine Eishalle stößt Wärme ab, die eine Schwimmhalle braucht, da das Wasser idealerweise immer 28 °C haben sollte. Das hat es nicht, wenn es aus dem Hahn kommt – also muss man es heizen. Wenn man von Wand bis Tapete oder von Zwölf bis Mittag denken kann, dann entsteht die Idee, das zusammenzubringen und das haben die im Lentpark gemacht. Nur um das zu zeigen, wurde darauf verwiesen. Wir haben von Beginn an immer ganz klar gesagt, dass der Lentpark nur eine Idee ist, wie man es machen kann und dass wir natürlich ein eigenes Konzept entwickeln müssen. Wir haben auch von Anfang an mit den Piranhas als auch mit Turbine, also den Eisschnellläufern, zusammengesessen und über Bedarf und Kapazität geredet. Der Präsident des REC, Mike Specht, und ich haben da auch nicht nur einmal drüber gesprochen und die wissen, dass wir mit 1800 Zuschauerplätzen planen.

Gibt es von Ihrer Seite eine Idee, wie die BUGA finanziert werden soll?
Der Oberbürgermeister möchte die BUGA und wird der Bürgerschaft daher einen Vorschlag präsentieren, wie das alles bezahlt werden soll. Die Bürgerschaft wir dann noch einmal in einer sogenannten Leitentscheidung abschließend darüber befinden, ob die BUGA durchgeführt werden soll oder nicht. Ich habe die große Hoffnung, dass wenn die BUGA stattfindet, die Investitionen dafür nicht dazu führen, dass wir kein Geld mehr für Schulen oder Kitas haben, weil das alles in die BUGA gestopft werden muss. Ich sage es mal so, es ist üblich, dass Oberbürgermeister und Senatoren mit einer Stimme sprechen, also die gleiche Meinung vertreten. Aber wer mir eben gefolgt ist weiß, dass es so Punkte gibt, bei denen man nicht laut sagt, dass man es anders sieht, aber die Euphorie ist überschaubar. Da es ja nun letztes Jahr einen langen, intensiven Oberbürgermeisterwahlkampf gab, in dem das Thema BUGA viel besprochen worden ist, werde ich jetzt nicht so tun, als sei ich der größte Freund davon – allerdings gehört es sich auch nicht, dass ich da jetzt noch groß gegen wettere. Das will ich dann auch ausdrücklich nicht tun und deswegen habe ich das gerade so beantwortet, wie ich es gemacht habe.

Als Sportsenator haben Sie sich immer wieder für den Leistungssport in Rostock starkgemacht. Welche Neuerungen können wir vor diesem Hintergrund erwarten?
Das müssen wir abwarten, der Oberbürgermeister hat angekündigt, dass er künftig Sportsenator sein möchte. Ich habe viele Ideen für den Sport, aber ich weiß nicht, ob ich sie noch umsetzen darf.

Welche Ideen kann man sich darunter vorstellen?
Da ich angekündigt bekommen habe, dafür bald nicht mehr zuständig so ein, würde es sich nicht gehören, darüber jetzt zu sprechen.

Gibt es schon einen Zeitpunkt für den Wechsel?
Das weiß ich noch nicht. Da warte ich auch noch drauf.

Sie möchten den Rostocker Radverkehr im Zuge der Umweltfreundlichkeit stärken. Welche konkreten Maßnahmen können wir uns darunter vorstellen?
Die Stadt Rostock ist ziemlich gut darin, Pläne und Ideen zu haben. In der Umsetzung dieser Pläne können wir noch besser werden. Tatsächlich ist es so, dass einen Radweg zu planen und zu bauen keine ganz einfache Übung ist. Denn auch da gibt es ganz viele Regularien, die man beachten muss und spätestens, wenn es darum geht, einen Radweg breiter zu machen und man dafür aber entweder ein bisschen Fußweg oder Fahrbahn wegnehmen muss, spätestens dann wird es kompliziert. Davon gibt es ganz, ganz viele Punkte. Die klare Ansage ist: Wir wollen bessere und mehr Radwege. Wir werden dafür aber auch noch Diskussionen in der Stadtgesellschaft brauchen, die sich darum drehen, dass das Konsequenzen hat. Es muss klar werden: Wer mehr Radwege haben möchte, der muss auch an anderer Stelle Einschränkungen hinnehmen. Ich persönlich bin ja immer der Auffassung, dass es gut und richtig ist, nicht ein Verkehrsmittel zu verteufeln. Ich glaube auch, dass jeder durchschnittlich Begabte weiß, das Autofahren eine sehr komfortable Umweltsauerei ist. Aber ich denke, dass jeder, der ehrlich ist, auch sagen wird: Die zwei Wasserkisten für die Familie holt man lieber mit dem Auto als mit der Straßenbahn. Da treffen dann verschiedene Interessen aufeinander, das müssen wir miteinander aushalten und besprechen. Man sollte in solchen Diskussionen immer aufpassen, dass man seine Meinung nicht für die einzig richtige hält. Es ist total in Ordnung, jemand anderem zu sagen, dass man eine andere Meinung hat und ihn dann bittet, diese nachzuvollziehen. Auf der anderen Seite ist es auch in Ordnung, dem anderen zuzuhören und zu versuchen Verständnis dafür aufzubringen, warum der andere das so sieht. Ich glaube, so wie wir jetzt hier sitzen, könnten wir die Wasserkisten noch schleppen – eine 87-jährige Dame eher nicht. Man könnte da jetzt behaupten, die wird auch nicht mehr allein Einkaufen fahren – das weiß man aber nicht. Abwarten. Mir ging es darum zu zeigen, dass Perspektiven unterschiedlich sind. Wer in einer Gesellschaft zusammenleben möchte, der muss auch auf die Befindlichkeiten der anderen Rücksicht nehmen – mit Ausnahmen. Es gibt Punkte, da sind Kompromisse nicht zulässig: Antifaschismus zum Beispiel.

Gibt es bei den Radwegen schon Punkte, bei denen eine Änderung angestrebt wird?
Es gibt ja einen Radverkehrswegeplan und es gibt auch immer wieder konkrete Projekte, die in der Diskussion und in der Investitionsplanung sind. Da würde ich jetzt mal ein kleines bisschen um Verständnis bitten, da ich ja nicht der Verkehrssenator bin, dass ich die nicht alle vor meinem geistigen Auge habe. Ich könnte jetzt relativ genau sagen, welche Kitas wir demnächst sanieren oder neu bauen – das ist mein Tanzbereich. Bei den Radwegen ist viel in Planung, wie gesagt, aber viel in Planung ist schön, viel in Umsetzung wäre besser.

Beziehen diese Maßnahmen zu den Radwegen auch E-Scooter mit ein?
Das ist bei mir so ein privat-befindliches Ding. Wir haben vor rund zwei Jahren in Rostock eine große Diskussion um E-Scooter gehabt. Bei dieser ging es allerdings um Krankenfahrstühle und nicht um diese kleinen hippen Elektroroller – also um Mobilität für Menschen mit schweren Beeinträchtigungen, durch welche sie nicht mehr wirklich selbst laufen können. Heute aber reden wir bei E-Scootern über Elektroroller der kleineren Art. Tatsächlich ist es wohl so, dass es ein paar Anbieter gibt, die gerne in Rostock dabei sein möchten. Es ist aber auch so, dass wir dafür im Moment nicht gut bundes- und landesgesetzliche Regelungen haben. Denn wer einmal durch Berlin oder Frankfurt (M) geht wird relativ schnell davon angenervt sein, dass da an jeder Ecke diese Dinger nicht nur herumstehen, sondern auch im Weg stehen oder liegen. Es gibt viele die sagen, dass die Teile eine ökologische Sauerei sind, weil die Akkus nur eine sehr begrenzte Lebenszeit haben. Angeblich ist die durchschnittliche Lebensdauer von so einem Ding ein halbes Jahr – das hat mit Nachhaltigkeit nicht zu tun. Ich glaube auch, dass die wenigsten, die mit einem E-Scooter fahren, dafür aufs Auto verzichten – die wären auch sonst nicht Auto gefahren, die gehen nur nicht zu Fuß oder fahren nicht Fahrrad oder Straßenbahn. Die Wenigsten verzichten für einen E-Scooter aufs Auto. Ist ein nettes Teil, kann man Spaß mithaben, aber ich glaube so, wie wir sie heute sehen, sind sie noch nicht Teil einer modernen Mobilitätsprüfung. Da brauchen wir noch etwas anderes. Tatsächlich ist es aber so, dass alles, was Mobilität erleichtert und was uns ein Stück weit vom Auto wegbringt, von Vorteil ist. Das bedenken wir ja auch bei den Mobilitätsplanungen, die wir in Rostock anstellen.

Wir bedanken uns an dieser Stelle für das Interview und Ihre Zeit.