Der Geographieunterricht lebt davon, dass man Schülerinnen und Schülern möglichst eindeutig die zu betrachtenden Räume/Regionen veranschaulichen kann. Eine Maschine zum Beamen gibt es noch nicht, daher bieten sich Virtual Reality-Brillen, auch VR-Brillen genannt, an. Bei Technikbegeisterten sind diese schon lange im Einsatz, im Unterricht gibt es bisher kaum Einsatzmöglichkeiten. Die Oberstufenschüler der 11. Klasse der beiden Geographiekurse kamen nun in den seltenen Genuss, sich in 360°-Perspektive durch den Raum zu orientieren.

Dabei kann es so einfach sein – Brille auf und schon befindet man sich im afrikanischen Staat Kenia, genauer gesagt im Bezirk Makueni. Trockene, rotbraune Böden, dazu ein einfaches Schulgebäude aus Stein und Wellblech, der Klassenraum ausgestattet mit einer Tafel und Holzbänken für etwa 50 Schülerinnen und Schüler. Durch das Fenster ohne Glas sieht man kenianische Mädchen und Jungen während der Pause auf einem Schotterfeld Fußball spielen. Setzt man die Brille ab, befindet man sich wieder in der wirklichen Realität – trotz knapp 6000 km Luftlinie fühlt man sich Kenia auf einmal ganz nah. Entwickelt wurde dieses Projekt von Familie Stein aus Niedersachsen: Christoph Stein und seine Frau Almut engagieren sich seit mehr als 40 Jahren in Kenia beim Bau von Wassertanks. Mithilfe des Vereins „Wasser für Kenia“ und zahlreicher Sponsorenläufe konnten sie bereits zahlreiche Schulen in Kenia unterstützen. Die Aufnahmen sind 2018 während einer Studienreise nach Kenia entstanden.

Interviews mit Schülern, Politikern und Entwicklungshelfern hinsichtlich der Wasserproblematik und möglicher Lösungsansätze mussten analysiert werden, um in der anschließenden Diskussion aus ökonomischer, ökologischer und sozialer Perspektive zu entscheiden, welches Projekt zur Wasserspeicherung für die Menschen vor Ort am Besten geeignet wäre. Und dabei war die eindeutige Meinung der angehenden Abiturienten, dass VR-Brillen – abgesehen von der Motivation zur Nutzung eines eher ungewöhnlichen Mediums – einen sehr hilfreichen Beitrag zur Raumorientierung und Veranschaulichung leisten.

Text/Bild: Steffen Reblin