Guten Tag, schön, dass Sie sich die Zeit für unserer Interview genommen haben. Sie heißen Antje Siegesmund und unterrichten Biologie als auch Chemie, richtig?
Das stimmt so.
Möchten Sie uns Ihr Alter verraten oder wie lange Sie schon als Lehrerin unterrichten?
Ich bin 30 Jahre alt und unterrichte seit Februar 2020 hier am MGKK.
Waren die Fächer, die Sie heute unterrichten, auch Ihre Lieblingsfächer früher in der Schule oder wie kamen Sie auf diese Fächerkombination?
Chemie ja, Biologie nicht. Dafür habe ich eher Musik und Kunst gemocht, weil man in Biologie ganz viel auswendig lernen muss. Biologie und Chemie passen aber ganz gut zusammen und als Lehrerin muss man nichts mehr auswendig lernen – da muss man nur die Zusammenhänge verstanden haben und erklären können.
Warum sind Sie Lehrkraft geworden? Gab es ein einschneidendes Erlebnis?
Ein einschneidendes Erlebnis gab es nicht. Ich finde diesen Beruf unglaublich vielfältig, abwechslungsreich und jeder Tag ist anders – das macht es irgendwie aus. Ich gehe in die Schule und habe jeden Tag neue Herausforderungen und Situationen zu meistern. Das ist besser als ein Arbeitstag, bei dem ich jeden Tag am Schreibtisch sitze und zehn Sachen bearbeiten muss – das wäre mir zu langweilig.
Neben Ihrem Lehramtsstudium haben Sie auch noch einen Doktortitel gemacht. Wie kam es dazu?
Meine Promotion habe ich hier an der Universität Rostock gemacht. Nachdem ich Biologie und Chemie auf Lehramt fürs Gymnasium studiert hatte, bin ich erst mal nach Norwegen gegangen und habe mich als Lehrerin an der Deutschen Botschaftsschule ausprobiert. Damals war ich immer noch relativ jung und hatte eine zehnte Klasse. Auf dem Gruppenfoto war es daher schwierig herauszufinden, wer die Lehrerin war. Als ich dann zurückkam und mich sowieso schon immer für Chemieexperimente interessiert habe, bin ich darüber dann im Grunde in die Promotion gegangen. Während dieser Zeit habe ich vier Jahre täglich im Labor gestanden und geforscht. Schlussendlich kamen dann Forschungsergebnisse raus, die noch neu für die Welt waren – dafür bekommt man am Ende dann seinen Doktortitel verliehen. Daraufhin bin ich ins Referendariat nach Brandenburg gegangen und anschließend wieder hierher zurückgekommen.
Haben Sie denn vor, jetzt für immer in Rostock zu bleiben oder wollen Sie nochmal die Schule wechseln?
Grundsätzlich habe ich nicht vor, Rostock zu verlassen. Ich fühle mich hier sehr wohl.
Wie oft haben Sie früher in Ihrer Schule etwas angestellt?
Ich habe ziemlich viel Mist gebaut. Meistens allerdings hinter dem Rücken der Lehrkräfte – vor allem im Chemieunterricht. Ich habe nicht das Experiment durchgeführt, dass durchgeführt werden sollte, sondern ich habe meine eigenen Sachen gemacht. Ansonsten war ich auch viel nachmittags unterwegs, weil ich Musik mache. Dort hatten wir, wie ihr es wahrscheinlich selbst kennt, Probenlager, bei denen wir dann die Sau rausgelassen haben.
Was spielen Sie für ein Instrument?
Ich spiele Bratsche. Damals habe ich mit Geige angefangen und bin dann mit 15 oder 16 Jahren auf Bratsche umgestiegen. Seitdem spiel ich im Orchester, aber nicht professionell.
Waren Sie früher vorbildlich und haben immer Ihre Hausaufgaben gemacht oder haben Sie sie auch des Öfteren mal abgeschrieben?
Ich hatte keine Zeit, um Hausaufgaben zu machen, weil ich nachmittags viel mit Musik zu tun hatte. Daher musste ich dann meistens auf dem Weg zur Schule abschreiben. Vorbildlich nicht ganz: ich habe nichts auswendig gelernt. Gespickt habe ich gar nicht, eher habe ich, wenn es ging, abgeschrieben oder die Aufgabe einfach ausgelassen. Das Gute ist, dass man immer nur für die erste Aufgaben auswendig lernen musste. Die letzten Aufgaben sind ja immer so etwas wie: »Erläutern Sie«, »Erklären Sie« oder etwas Ähnliches, deswegen habe ich mich immer gut auf die Zwei retten können. Im Prinzip war ich eine gute, aber faule Schülerin.
Wo haben Sie Ihr Abitur abgelegt und wie gut ist es ausgefallen?
Ich habe mein Abitur in Pampow, das ist in der Nähe von Schwerin, mit der Note »gut« bestanden.
Haben Sie aus Ihrer eigenen Schulzeit einen Rat mitgenommen, den Sie jeder Schülerin und jedem Schüler geben würden?
Einige Dinge nicht so ernst zu nehmen. Einfach alles im Leben ein bisschen leichter zu nehmen und nicht so verbissen zu sehen. Weiterhin ist Zuhören im Unterricht die halbe Miete. Alles, was man in den 90 Minuten checkt, muss man sich nicht mehr alleine zu Hause aus Büchern aneignen.
Was haben Sie früher an den Lehrkräften und an Ihrer Schule gemocht?
Ich mochte sie dann sehr gerne, wenn sie offen waren und Spaß daran hatten, zu unterrichten. Das heißt zum Beispiel, dass wir Experimente gemacht haben, wenn wir mal rausgegangen sind. Also, wenn wir mal wirklich etwas unternommen haben und nicht nur stur ins Lehrbuch geguckt haben.
Haben Sie ein bestimmtes Ereignis aus ihrem Studium, das Sie bis heute noch prägt?
Ja, ein ziemlich heftiger Chemieunfall. Da ist etwas explodiert und das eine Glasstück hat die Halsschlagader getroffen. Wir waren zu dritt drum herum und haben alles beobachtet. In diesem Moment fließt natürlich viel Blut und man muss in dem Moment seine Angst zurückschrauben und absolut funktionieren. Das heißt, der eine muss den Krankenwagen rufen, der nächste hat die Wunde abgedrückt und der dritte hat dann im Prinzip versucht, die Person zu beruhigen. Wenn ich heutzutage experimentiere, habe ich diese Sache immer im Hinterkopf. Man muss damit aber respektvoll umgehen und wenn etwas passiert genau wissen, wie man darauf zu reagieren hat.
Gibt es etwas, das Ihnen an unserer Schule besonders positiv auffällt?
Der Umgang miteinander, der ist hier sehr offen und freundlich. Ich liebe es, durchs Haus zu gehen und von überall Musik zuhören – das erzeugt gleich eine viel fröhlichere Stimmung. Außerdem mag ich das Gebäude – auch die Klassenräume sind unglaublich sonnendurchflutet. Das sind einige der vielen positiven Sachen hier.
Wie steht Ihre Familie zu Ihrer Berufswahl?
Sie hinterfragen manchmal, ob mir das ausreicht, aber Sie finden das okay. Sie steht da hinter mir.
Wie viel Zeit nimmt es in Anspruch, Ihren Unterricht vorzubereiten und Leistungskontrollen zu korrigieren?
Ich setze mich mehrere Tage nacheinander hin – immer für ein, zwei Stunden, um etwas vorzubereiten. An einem Tag habe ich die Grundlagen liegen. Am nächsten gucke ich da nochmal drüber und dann am nächsten Tag nochmal. Irgendwann ist es dann soweit okay, dass es konzeptionell Sinn macht, euch das Material so zu geben und mit euch den Unterrichtsstoff so methodisch aufzuarbeiten.
Wie lange benutzen Sie die gleichen Unterrichtsmaterialien und Lernkontrollen?
Bisher habe ich noch nichts davon benutzt. Ich bin aber auch noch nicht so lange Lehrerin. Jede Klasse ist anders, daher muss ich bei jeder Klasse schauen, wie ich die Aufgabenstellung formuliere und wie viel ich in einer Stunde schaffe. Das heißt, auch die Tests werden am Ende anders, weil ich mit einer Klasse vielleicht mehr Inhalte geschafft habe und somit auch mehr abfragen kann.
Was halten Sie von dem Umgang, den manche Schülerinnen und Schüler untereinander pflegen?
An dieser Schule grundsätzlich sehr positiv. Ich komme von einer Schule, bei der es ganz anders aussah. Mir sind bisher wenig Konflikte und Streitigkeiten aufgefallen und bisher redet ihr auch sehr nett und freundlich miteinander. Es sind wenige Schimpfwörter, die ich höre. Das gefällt mir sehr gut.
Benutzen Sie häufig die Jugendsprache?
Ich bin mir da gar nicht so sicher, aber ich glaube nicht.
Möchten Sie uns abschließend noch irgendwas sagen?
Ich habe mich gewundert, warum nicht die Frage kommt, was mich ausmacht oder was ich am liebsten mag. Ich mag am liebsten Spagetti mit Tomatensoße. Wenn das nicht im Haus ist, bekomme ich schlechte Laune. Daher kann man mir, wenn man mir eine große Freude machen möchte, einfach eine große Nudelpackung schenken.
Das ist ein sehr schöner Abschluss des Interviews – danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben.