Frau S. Joost (Sozialkunde und Sport)

Wie empfanden Sie das Homeschooling?
Die Coronazeit war und ist eine völlig neue Situation. Positiv war die Erkenntnis, dass Leistung nicht alles ist und durch so »kleine Viecher« schnell unsere ganze Vorstellung vom Leben durcheinandergeraten kann. Man konnte sich darauf besinnen, was wirklich wichtig ist! Allerdings fehlte mir meine Aufgabe, die persönlichen Kontakte mit Freunden und mit Schülerinnen und Schülern. Besser wurde es erst, als ich mit den Videokonferenzen begonnen habe, da konnte ich wenigstens via Bildschirm mit den Schülerinnen und Schülern zum Lernstoff und zu persönlichen Dingen kommunizieren.

War die Aufgabenfülle, die Sie aufgegeben haben, groß?
Ich würde sagen, sie war angemessen. Allerdings habe ich auf Druck verzichtet, weil meine persönliche Erkenntnis war, dass Lernstoff nicht »alles« ist. Auch war mir klar, dass man von Kindern nicht erwarten kann, 90 min pro Fach intensiv an Arbeitsblättern und Texten zu arbeiten, das kann keiner leisten. Schon gar nicht für die regulär vorgesehenen vier Blöcke am Tag.

Woran haben Sie bemessen, wie viele Aufgaben die Schülerinnen und Schüler von Ihnen bekommen?
An meiner Erfahrung und den bereits geschilderten Erwägungen.

War es für Sie anstrengender, am Computer zu arbeiten, anstatt in der Schule?
Es war eine Umstellung und insofern aufwendiger, da man nicht die Möglichkeit hatte, den Schülerinnen und Schülern verbale Erklärungen mitzugeben, daher musste alles so formuliert werden, dass es selbsterklärend war. Manchmal rauchte mir wirklich der Kopf: In Videokonferenzen muss man als Moderator extrem konzentriert sein, um alle Beiträge aufzunehmen und das Gespräch zu leiten. Daher ist es verständlich, dass mehr als 45 min Videokonferenz kaum Sinn machen. Und dann hatte ich ja selbst auch noch meine Kinder zu Hause.

Hatten Sie feste Abgabetermine, die die Schülerinnen und Schüler einhalten mussten?
Ich habe frühzeitig angefangen, mich mit Videokonferenzsystemen zu beschäftigen und habe dies dann mit Schülerinnen und Schülern getestet. Wir haben es dann so gemacht, dass 45 min Vorbereitungszeit einzuplanen waren, um eine Wissensbasis zu schaffen und wir dann 45 min Auswertung und Diskussion in der Videokonferenz abgehalten haben. So mussten die Schülerinnen und Schülernatürlich entsprechend regelmäßig vorbereitet sein.

Haben Sie aufgegebene Aufgaben benotet?
Ich habe nur bei einer Klasse einigen Schülerinnen und Schülern die dringende Empfehlung gegeben, ihre Ergebnisse einer komplexen Aufgabe zur Bewertung abzugeben. Das geschah auf Grundlage der bisherigen Noten und es lag in ihrem Ermessen, ob sie das Angebot annehmen wollten. Das erschien mir fair in Anbetracht der Lage.

War es Ihnen möglich, Onlineseiten zu nutzen?
Ich habe anfangs das Fuxnoten-Modul genutzt, um Arbeitsblätter und Links zur Verfügung zu stellen, allerdings war die Kapazität dort sehr begrenzt. Vom Ministerium wurde uns eine Liste mit Websites zur Verfügung gestellt, leider sind diese durch die Masse der Zugriffe regelmäßig wegen Überlastung zusammengebrochen. Also war das auch keine Alternative.

Fanden in Ihrem Unterricht Online-Konferenzen statt?
Wie schon erwähnt – ja! In allen Sozialkundekursen habe ich es nach den Osterferien etabliert und Erfahrungen dazu gesammelt. Nur meine Sportklasse musste sich eigenständig betätigen, aber sie haben auch eine »Outdoor-Challenge« von mir bekommen, wo sie sich auspowern konnten.
Videokonferenzen waren meiner Meinung nach ein gutes Mittel, um Kontakt mit den Schülerinnen und Schülern zu halten und immer wieder auch Unterrichtsinhalte zu besprechen und Fragen zu beantworten. Mittlerweile habe ich auch ein Tool, welches das parallele Abspielen einer Powerpoint-Präsentation im Hintergrund ermöglicht beziehungsweise eine Tafel einblenden kann. Die Schülerinnen und Schüler waren mir natürlich technisch voraus, aber ich denke, sie fanden es im Allgemeinen gut, dass man sich mit digitalen Möglichkeiten auseinandersetzt. Da müssen wir dringend besser werden! Allerdings waren die Erfahrungen nicht durchgehend positiv, es gibt Grenzen des Digitalen. Mich hat zum Beispiel die mangelnde Kontrolle gestört. Ich habe immer mit Kamera übertragen, da es zumindest das Gefühl einer guten Kommunikation vermittelte. Einige Schülerinnen und Schüler haben ihre Kamera ausgestellt, wodurch ich mich ständig wiederholen musste (sehr anstrengend) oder sie behaupteten, dass diese defekt wäre. Kann ich ihnen da vertrauen? Entscheidet selbst.

Herr J. Pestlin (Physik und Philosophie)

Wie empfanden Sie das Homeschooling?
Anstrengend. Das war eine Situation, auf die man als Lehrkraft nicht vorbereitet ist. Unterrichten macht nur in der Schule wirklich Freude.

War die Aufgabenfülle, die Sie aufgegeben haben, groß?
Ich denke, dass die Aufgabenmenge manchmal zu groß und manchmal zu gering war. Hier das genaue Maß zu treffen über Wochen ist sehr schwer, da einem der unmittelbare Kontakt mit den Schülerinnen und Schülern fehlt.

Woran haben Sie bemessen, wie viele Aufgaben die Schülerinnen und Schüler von Ihnen bekommen?
Ich habe gesagt, dass meine Klassen 90 Minuten für einen Block regulär Zeit haben. In der Zeit muss die Aufgabe gelesen, verstanden, vorbereitet und dann bearbeitet, verschriftlich sowie eventuell abgegeben werden. Da bleiben letztlich circa 60 Minuten reine Arbeitszeit übrig. An diesem Zeitfenster haben sich dann die Aufgaben orientiert.

War es für Sie anstrengender, am Computer zu arbeiten, anstatt in der Schule?
Auf jeden Fall. In der Schule bekomme ich unmittelbar eine Rückmeldung, falls etwas unklar ist. Bei den Online-Aufgabenstellungen musste ich so kleinschrittig vorgehen, dass die Schülerinnen und Schüler es letztlich komplett allein verstehen sollen, ohne mich direkt fragen zu können. Und nein, E-Mail-Kontakt bringt hier nichts. Versteht ein Schüler oder eine Schülerin eine Aufgabe nicht, dann bräuchte man direkte Möglichkeiten zum Antworten.

Hatten Sie feste Abgabetermine, die die Schülerinnen und Schüler einhalten mussten?
Ja, feste Termine hatte ich. Ich habe aber letztlich alles akzeptiert, was auch verspätet eingereicht wurde.

Haben Sie aufgegebene Aufgaben benotet?
In der Sekundarstufe habe ich abgegebene Aufgaben positiv in die Endjahresnote einfließen lassen. In der Oberstufe habe ich ganz normal weiter bewertet.

War es Ihnen möglich, Onlineseiten zu nutzen?
Ja, für Physik und Philosophie gibt es glücklicherweise viele Angebote, aber ich habe auch angefangen, eigene Videos von Versuchen zu machen, damit die Schülerinnen und Schüler darauf zugreifen konnten.

Fanden in Ihrem Unterricht Online-Konferenzen statt?
Ja, aber letztlich leider zu wenig. Dies hängt auch damit zusammen, dass eine Online-Stunde leider sehr umfassend vorzubereiten ist, vor allem in Physik. Ich denke, dass ich hier viel hätte anders machen müssen.

Herr S. Reblin (Geschichte und Geografie)

Wie empfanden Sie das Homeschooling?
Es war eine sehr eigenartige Gefühls- wie Arbeitslage. Zu Beginn hatte ich durch die an sich anstehende Englandfahrt für Klasse 10 bereits alle Aufgaben erarbeitet, sodass die ersten beiden Wochen relativ »entspannt« waren. Als ich jedoch versucht hatte, mir in bestimmten zeitlichen Abständen aus allen Klassen – mit Ausnahme von Klasse fünf – Aufgaben zusenden zu lassen, war der Zeitaufwand deutlich höher als gewohnt. Zum einen entstand ein großer Verwaltungsaufwand durch den stetigen E-Mail-Verkehr auf verschiedenen Plattformen. Zum anderen dauert eine Korrektur für mich am PC länger als per Hand, hinzukommt die Rücksendung dieser digital verfassten Kommentare an die jeweiligen Schülerinnen und Schüler.
Was mir am meisten gefehlt hat war der direkte Kontakt mit den Schülerinnen und Schülern – Fragen beantworten, Inhalte diskutieren oder einfach mit den Schülerinnen und Schüler über den Alltag sprechen. Zudem fehlte es, sich mit dem Kollegium auszutauschen. Insgesamt hat mir das Homeschooling – schmerzlich – gezeigt, dass Onlineunterricht nicht der Lehrberuf wäre, für den ich lebe. Es ist nämlich ein sehr schöner Beruf, wenn man wirklich von Angesicht zu Angesicht mit den Schülerinnen und Schüler kommunizieren kann und sie im Schulalltag erlebt.

War die Aufgabenfülle, die Sie aufgegeben haben, groß?
Ich habe jede Woche Aufgaben aufgegeben. Manche bezogen sich nur auf eine Woche, andere dienten zur Ausarbeitung einer Präsentation über zwei bis drei Wochen. In einigen Fällen kam die Rückmeldung, dass die Aufgaben zu schwierig waren, allerdings eher in den Klassen fünf und sieben.

Woran haben Sie bemessen, wie viele Aufgaben die Schülerinnen und Schüler von Ihnen bekommen?
Viele Unterrichtsinhalte hatte ich bereits an meiner alten Schule in Wolfsburg gelehrt, sodass ich die Arbeitsblätter oder vermehrt Lehrbuchinhalte samt Aufgaben, die ich ebenfalls in 90 Minuten bearbeitet hätte, aufgegeben habe. Ich bin immer von 60 Minuten Erarbeitungszeit ausgegangen. Allerdings muss ich auch eingestehen, dass ich einige Inhalte neu erarbeitet und umgearbeitet habe, wobei mir zu spät aufgefallen ist, dass es mehr Zeit – als eigentlich vorhanden war – gedauert hat.

War es für Sie anstrengender, am Computer zu arbeiten, anstatt in der Schule?
Es war ein anderes Arbeiten. Wie bereits zuvor erwähnt, war der Korrekturaufwand durch die Vielzahl eingeforderter Aufgaben und Rückmeldungen höher als im Schulalltag, allerdings hatte ich durch den erhöhten Zeitaufwand am PC öfter Kopf- und Augenschmerzen, während vielleicht in der Schule eher Stimme und Gehör beansprucht werden ;-).

Hatten Sie feste Abgabetermine, die die Schülerinnen und Schüler einhalten mussten?
Je nach Klassenstufe hatte ich mir für die Korrektur und Rückmeldung der Aufgaben einen Zeitplan gemacht, um eine Überfrachtung von E-Mails und Aufgaben zu vermeiden, daher haben die Klassen unterschiedliche Abgabetermine gehabt.

Haben Sie aufgegebene Aufgaben benotet?
Bestimmte Leistungen habe ich außer in Klasse fünf und sechs bewertet. Bei einigen Aufgaben habe ich die Note auch zur Wahl gestellt. In Klasse zehn und elf kam es mir verstärkt vor allem darauf an, inhaltliche wie methodische Rückmeldungen für die Oberstufe zu geben.

Fanden in Ihrem Unterricht Online-Konferenzen statt?
Ich habe nur zwei Online-Konferenzen mit meiner damaligen Klasse 6m1 durchgeführt, um organisatorische Aspekte zu besprechen. Allerdings gab es dabei bereits größere Schwierigkeiten hinsichtlich der Internetverbindung, Ton- und Bildqualität sowie der Konzentration bei den Schülerinnen und Schülern.

Herr P. Fritz (Biologie und Chemie)

Das Homeschooling war eine ganz neue Herausforderung für mich. Klar, kann ich mich im digitalen Raum bewegen und bin im Umgang mit einigen Portalen zur digitalen Wissensvermittlung geübt, aber das Ganze dann so anzuwenden und zu gestalten, dass ihr Schülerinnen und Schüler damit auch was anfangen könnt, das war schon oft eine zeitraubende Herausforderung. Am Anfang habe ich versucht, meine Aufgaben, die ich im Präsenzunterricht geben wollte, auch im Homeschooling zu verwenden, jedoch haben mir meine Schülerinnen und Schüler, vor allem die aus Klasse fünf und sieben, schnell gezeigt, dass es oft zu umfangreich war. Die Aufgabenfülle ist dann mit der Zeit weniger geworden, der Anspruch an meine Klassen ist aber nicht gesunken. Als Lehrkraft für zwei naturwissenschaftliche Fächer stand ich, am PC sitzend, vor ganz neuen Herausforderungen. Chemie von Zuhause aus unterrichten und den Jugendlichen theoretische und praktische Inhalte vermitteln – wie soll das denn gehen? Ich habe viel Zeit, Energie und damit auch Anstrengung aufgebracht, den Inhalt vor allem in Chemie so gut es geht zu veranschaulichen. Lernvideos, Experimente filmen, Präsentationen erstellen, das alles war echt anstrengend. Die meiste Zeit nahmen aber individuelle Fragen oder Anmerkungen von Schülerinnen und Schülern oder Eltern in Anspruch. In dem Zusammenhang habe ich auch ab und an Aufgaben wie Protokolle oder Präsentationen oder Lernvideos aufgegeben, die mir bis zu einem bestimmten Termin eingereicht werden sollten. Diese Aufgaben habe ich dann durchgeschaut und – insofern es eine gute Leistung war – auch benotet. Für die Benotung gab es ja ganz klare Richtlinien des Bildungsministeriums. Zusätzlich zu den Aufgaben, die ich konzipiert habe, konnte ich einige Lernseiten für den naturwissenschaftlichen Unterricht verwenden, die komplizierte Inhalte oder physiologische Abläufe angemessen vermitteln können. Insgesamt habe ich viel mit meinen Schülerinnen und Schülern über Mail kommuniziert und einige Male auch Online-Konferenzen angeboten. Leider ist die technische Ausstattung weder bei den Kids noch bei mir so super, dass alles immer reibungslos verlief. Des Weiteren wurde europaweit der Datentransfer so massiv heruntergeschraubt, um das Internet vor einem Zusammenbruch zu schützen, dass keine wirklich schönen Online-Konferenzen möglich waren. Aber die Zeit der Schulschließungen hat uns definitiv gezeigt, wo in unserem digitalen Schulalltag noch Potential nach oben ist. Ich präferiere es aber auch nach drei Jahren noch, morgens in die Schule zu fahren und euch alle zu sehen, mit euch den Unterricht zu verleben, mal ein Schwätzchen zu halten und zu lachen.