Interview mit Herrn Janotte

Herr Udo Janotte ist 25 Jahre alt und unterrichtet seit Oktober 2018 Sport und Deutsch am MGKK.

Waren Sie früher vorbildlich und haben immer Ihre Hausaufgaben gemacht, oder haben Sie des Öfteren auch mal abgeschrieben? Wenn ja, in welchem Fach und warum?

Ich glaube, ich habe in so gut wie keinem Fach meine Hausaufgaben gemacht. Auch in der Oberstufe fiel mir das immer sehr schwer. Einfach, weil ich mir Hausaufgaben nie notierte. Am schlimmsten war es in der siebten oder achten Klasse. Da hatte ich 20 Mal meine Englischhausaufgaben vergessen und es hieß eigentlich nach jedem dritten Mal gäbe es eine Sechs, aber ich habe Englisch am Ende dann doch noch mit einer Zwei bestanden. Ich habe dann erst im Studium gelernt, Aufgaben zu Hause zu machen.

Wo haben Sie Ihr Abitur abgelegt und ist es gut ausgefallen?

Ich habe mein Abitur im Jahr 2014 am Sportgymnasium Neubrandenburg mit einer 2,2 bestanden. Das Problem war, dass ich meine Abiturprüfung verhauen habe. Ich habe zum Beispiel in Deutsch die Rückseite des Blattes nicht gelesen und habe dementsprechend zwei Gedichtstrophen zu wenig interpretiert.

Welches ist das prägendste Ereignis, an das Sie sich noch aus Ihrem Studienleben erinnern?

Ich habe mit meiner damaligen Partnerin fürs Turnen trainiert – für Paarakrobatik. Wir standen 12 Wochen vor der Prüfung und ich verletzte mich – mehrere Sehnenrisse. Mein Arzt sagte, dass ich es zur Prüfung nicht schaffe. Hätte ich es aber zur Prüfung nicht geschafft, wäre meine Partnerin auch durchgefallen und wir hätten ein Jahr länger studieren müssen. Also habe ich so viel trainiert, meine Ernährung umgestellt und viel gemacht, damit dieser Fuß schnell wieder heilte. Am Ende bestanden wir die Prüfung. Das hat mir gezeigt, dass du alles irgendwie hinkriegen kannst, wenn du nur willst.

Welche Sportarten haben Sie zu Ihrer Schulzeit am liebsten gemacht?

Also ich habe tatsächlich Kanu Rennsport richtig professionell betrieben. Das war auch der Grund, warum ich an der Sportschule war. Ich bin Kanadier gefahren, habe aber auch sehr viel Leichtathletik gemacht und Turnen gerngehabt. Der Fokus lag jedoch immer auf dem Paddeln – immer auf dem Kanusport.

Welche Sportart unterrichten Sie jetzt am liebsten und warum?

Ich unterrichte am liebsten Leichtathletik und Turnen. Leichtathletik, weil es den gesamten Körper fordert und die SchülerInnen es immer gut hinkriegen. Das ist auch immer ganz wichtig. Ähnlich ist es auch beim Turnen. Mir macht das Vorturnen immer sehr viel Spaß und auch die Arbeit an Geräten. Man kann hier leichte Erfolgserlebnisse schaffen, wohingegen Ballsportarten wie Handball oder Volleyball immer für Frustration sorgen, weil es das ist, was die SchülerInnen nicht können oder nicht wollen. Deswegen bevorzuge ich Einzelsportarten, weil man jeden individuell fördern kann.

Inwiefern beziehen Sie Ihre Schülerinnen und Schüler in die Auswertung Ihres Unterrichts mit ein?

Ich hole mir öfter Feedback ein – gerade bei den älteren SchülerInnen, und frage, ob sie es verstanden haben und was ich besser machen kann. Das mache ich mit meinen StudentInnen an der Universität auch. Hier frage ich nach ihren Erwartungen an den Unterricht und danach, was dann am Ende dabei herausgekommen ist.

Welches Ihrer Hobbys lässt Sie sich vom Schulalltag erholen und warum ist genau dieses Hobby dafür geeignet?

Ich fotografiere sehr gerne – Menschen und auch die Natur sowie kleine Dinge – so Makrofotografie. Da ist man für sich. Gerade, wenn man Natur- und Makrofotografie macht, muss man nicht sprechen. Man macht es einfach und man kann sich in dem Moment verlieren und einfach mal für sich sein. In der Schule ist man eben nie alleine.

Welche Sportarten empfehlen Sie für Anfänger?

Das kommt immer auf die persönliche Präferenz und auf das Alter an. Also kleine Kinder würde ich definitiv zu so einem Kinderturnen schicken – zu Leichtathletik, wo eine ganzkörperliche Ausbildung stattfindet. Menschen, die gerne unter Leuten sind, empfehle ich eine Mannschaftsportart. Egal, ob das Handball, Volleyball, Fußball oder Hockey ist. Menschen, die eher für sich sind, da würde ich sagen, dass sie laufen gehen und mit leichtem Jogging anfangen sollen. Kraftsport ginge natürlich auch. Wichtig ist hier aber, dass dies immer unter Anweisungen eines Trainers stattfindet, weil nichts schlimmer ist, als wenn man in ein Fitnessstudio geht, die Übungen nicht kann und sich seinen ganzen Körper kaputt macht.

Was haben Sie früher an den Lehrkräften und an Ihrer Schule gemocht?

Ich mochte, dass die meisten meiner Lehrkräfte immer sehr verständnisvoll waren, vor allem durch den Sport. Wir waren damals viel unterwegs – viel im Trainingslager und hatten viele Wettkämpfe. Nachmittags hatten wir täglich Training und wenn man in die Schule gekommen ist und sagte: „Ich hab’s zeitlich nicht geschafft.“, dann haben sie immer eine Lösung gesucht und auch immer probiert, uns das Beste zu ermöglichen und uns auch die bestmögliche Note zu geben – immer unter dem Prädikat, ihr seid Sportler und ihr habt nun mal diesen Vollzeitjob und das habe ich gemocht. Die meisten waren sehr herzlich und sehr verständnisvoll, aber eben auch sehr streng und nicht nur so lasch, weil die laschen Lehrer konnte man immer in die Tonne hauen, aber die, die liebevolle Strenge hatten, die haben mir immer am besten gefallen.

Setzen Sie das, was die früher gemocht haben, heute selbst um?

Ich probiere es. Alles umsetzen kann ich nicht, aber ich denke, ich habe bisher schon einen ganz guten Weg gefunden. Man kann nicht immer 100 Prozent seines Vorbildes umsetzen. Man kann es auch nicht jeden Tag umsetzen. Ich stehe zwar jeden Tag auf und versuche das Beste aus den SchülerInnen rauszuholen und das Beste aus mir rauszuholen, aber es gelingt mir natürlich nicht jeden Tag.

Gibt es etwas, was Ihnen an unserer Schule besonders positiv auffällt?

Ja, die Schülerschaft. Also ich war ja schon an einigen Schulen. Hier habe ich zwar nur wenig unterrichtet, aber viel hospitiert. Eure Schule ist wie eine Insel. Es gibt wenig körperliche Gewalt, wenig Mobbing, weniger Ausgrenzung, wenig Störungen, sowohl innerhalb, als auch außerhalb des Unterrichts und das ist schon besonders bei euch. Und ich mag auch die Zielstrebigkeit von vielen von euch.

Es gibt bestimmt auch Dinge, die Sie als verbesserungswürdig empfinden. Wenn Sie eine Sache an der Schule verändern könnten, welche wäre das?

Ich finde, dass die Sportstätten verbessert werden sollten. Gerade, wenn ich mir unsere Laufstrecke anschaue, dann sollte da schon Tartan rauf. Aber auch die technische Situation ist momentan nicht die beste. Wir haben kein durchgängiges WLAN, keine technischen Geräte für die KollegInnen und SchülerInnen. Die wenigen Tablets, die wir haben, sind zwar nutzbar, aber ein Tablet ohne Hotspot ist auch Mist. Deswegen wäre WLAN schon angebracht, aber es soll ja auch bald kommen.

Wie viel Zeit nimmt es in Anspruch, Ihren Unterricht vorzubereiten?

Das kommt immer auf das Unterrichtsfach und die Klassenstufe an. In Klasse 5-7 ist der Aufwand gering. Ich kann das zeitlich gar nicht festmachen. In den Oberstufen ist es sehr viel. Gerade auch die Nachbereitungen im Fach Deutsch. Da kann es schon gut und gerne mal sein, dass man dann bis nachts um zwei, um drei, um vier sitzt und seinen Unterricht vorbereitet, aber ich bin auch eher so der Nachtmensch.

Welche ist Ihre Methode gegen den Frust, der sich einstellt, wenn man jahrelang den gleichen Unterrichtsstoff vermittelt?

Ich würde sagen, dass man versuchen sollte, sich trotzdem immer weiterzubilden und seinen Unterricht immer anders zu gestalten. Also man muss ja nicht immer jahrelang das gleiche durchziehen, immer die gleichen Tafelbilder, immer die gleichen Schemata machen. Man kann ja auch mal seinen Unterricht etwas moderner gestalten oder alltägliche Sachen mit einbeziehen, sodass es für die SchülerInnen dann anschaulicher ist. So kann man auch langweiligen Stoff cool vermitteln.

Was halten Sie von dem Umgang, den manche Schülerinnen und Schüler untereinander pflegen?

Selbstverständlich ist der Umgangston unter den SchülerInnen manchmal etwas rauer. Das kenne ich ja aus meiner eigenen Schulzeit. Da sind eine Menge Schimpfwörter geflogen. Trotzdem sollte man immer umswitchen können zwischen: ich unterhalte mich privat mit einem Freund oder mit einer Person, die ich nicht kenne. Denn ein solider Gebrauch als auch ein flexibler Gebrauch von Sprache sind wichtig.

Wir benutzen häufig die Jugendsprache. Wie stehen Sie zu dieser und haben Sie Ausdrücke aus dieser übernommen?

Ja, also ich unterhalte mich privat häufiger so. Zwar benutze ich nicht alle eure Jugendsprachwörter und es ist auch immer die Frage, was Jugendsprache eigentlich ist. Aber auch ich rede nicht nur hochtrabend wie in der Schule, sondern ich kann auch mal sagen: „Alter, das, was du hier machst, ist Scheiße!“.

Haben Sie aus Ihrer Schulzeit einen Rat mitgenommen, den Sie jeder Schülerin und jedem Schüler geben würden?

Fokussiert euch mehr auf euch selbst und weniger auf die anderen, denn am Ende ist es euer Leben und nicht das der anderen. Selbst wenn ihr Freunde habt, die der Meinung sind, ihr braucht nicht zu lernen. Am Ende sind es diejenigen, die keinen Studienplatz bekommen, die in ihrem Heimatort versauern und nicht das machen können, was sie wollen. Ihr, die ihr euch in der Schule angestrengt habt, könnt euch dann aussuchen, wo eure Reise hingeht. Deswegen: Fokus setzen und durchziehen.