Käthe-Blatt Ausgabe 12021-07-14T13:16:10+00:00

»Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen«

November 2019

Hier geht’s zur PDF und im Menü unten finden sich die Artikel, die im Heft über die QR-Codes abrufbar waren.

Interview mit Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen2021-07-14T01:18:27+00:00

Man fragt ja Politiker oft, was sie an ihrem ersten Tag im Amt machen würden. Daher unsere Frage an Sie: Was haben Sie als erstes gemacht?
Sagt bitte »Du« und nicht »Sie«.

Was hast Du als erstes gemacht, nachdem Du hier Oberbürgermeister wurdest?
Als erstes musste ich mich mit ’ner Menge an Leuten aus den Medien auseinandersetzen, die alle unbedingt dabei sein und etwas filmen und Fotos machen wollten. Dadurch hat man quasi alle anderen ein bisschen in den Hintergrund gedrängt, was sehr schade war, denn ich habe natürlich meine Leute hier erst einmal kennenlernen und begrüßen wollen, aber dabei liefen dann die ganze Zeit Fernsehleute rum. Am ersten Tag habe ich dann unsere Azubis – unsere neuen Lehrlinge – begrüßen dürfen und ich fing dann an, die ersten Leute hier im Rathaus zu begrüßen. Des Weiteren habe ich mich erschreckt, wie viel Papier hier rumlag.

Oh, okay! Aber so viel Papier ist es heute gar nicht mehr, oder?
Naja, ich arbeite ja jetzt auch hier! Wir versuchen gerade digital zu werden – das ist hier noch sehr, sehr analog.

Man hört, dass im Rathaus noch sehr viel gefaxt wird.
Faxe! Rumgeschleppe! Das sind Akten. (Er greift in seine Aktentasche.) In denen ist dann immer alles drin. (Er blättert durch die Akte.) Hier steht drin, in welcher Reihenfolge die Dokumente weitergegeben werden, wer schon was gelesen und gesehen hat, wer das genehmigt hat und was dann am Ende der Oberbürgermeister dazu sagt. Das ist jedes Mal eine Akte und dann kommt die Nächste – die sehen immer gleich aus, immer solche Mappen. Die machen einen natürlich verrückt, denn das alles könnte auch auf einem Rechner sein.

Oder man könnte es einfach herumschicken – das ginge ja viel schneller.
Ja, das Thema ist, es muss ja immer jeder abzeichnen: Du zeichnest das ab, dann geht das zum nächsten Amt und dort zeichnet es jemand ab und ein anderer prüft, ob das fachlich, rechtlich etc. in Ordnung ist und ganz am Ende liegt es dann bei mir und dann muss ich prüfen, ob das alle schon gesehen und abgezeichnet haben. Man könnte sich das auch alles digital schicken. So würden wir dann auch schneller arbeiten können. – Hoffe ich zumindest!

Verständlich. Unsere nächste Frage an Dich lautet: Welchem Deiner zahlreichen Vorhaben aus dem Wahlkampf hast Du Dich bereits gewidmet?
Also als erstes habe ich, wie ich das versprochen hatte, die Planung der Mittelmole in Warnemünde gestoppt. Bei dieser gab es sehr viele Diskussionen, weil viele Bürger den Eindruck hatten, dass sie in die Vorstellungen der Stadt und der WiRO nicht richtig eingebunden waren. Und bevor man jetzt auf einem schlechten Plan weiterplant, dachte ich mir, dass wir das besser stoppen und dann wieder von vorne anfangen. – Das war eins der ersten Dinge. Dann hab ich jetzt mittlerweile so ca. 1500 Mitarbeitern die Hand geschüttelt. – Ich hatte versprochen, jedem die Hand zu schütteln und das dauert in der Tat etwas länger, als man denkt. Zudem habe ich eine neue Kommunikationsform eingeführt. Wir reden jetzt etwas mehr miteinander und auch anders. Ich komm ja aus Dänemark. Wir haben grundsätzlich eine andere Vorgehensweise und diese versuche ich gerade auch hier umzusetzen. Das sind alles relative große Projekte. Man bekommt diese nicht auf die Schnelle umgesetzt. Ich habe meinem Senator für Umwelt und Bau gesagt, dass ich Radwege sehen möchte und da wird gerade auch ganz fleißig dran gearbeitet. Aber vom Wunsch bis hin zur Fertigstellung ist es ein sehr langer Weg. Für einen Radschnellweg von Warnemünde zum Hauptbahnhof waren ursprünglich 10 Jahre eingeplant. Ich möchte jedoch, dass der nach Möglichkeit nach vier Jahren fertig ist. –10 Jahre sind unseriös! – Da weiß ja keiner mehr, wen er vor 10 Jahren gewählt hat oder wir fahren womöglich gar nicht mehr Fahrrad. Es gibt jedoch immer wieder neue Hürden. Es wird abgestimmt. Es wird abgewogen. Dann wird geplant. Dann sagt irgendwer: »Ah, ich habe da schon mal einen Frosch gesehen.« Dann schaut man, ob man diesen Frosch nochmal wiederfindet – vielleicht ist er ja selten. Dann muss man erst einmal ein Froschhaus bauen.

Das stimmt, das ist ein echtes Problem in deutschen Planungsverfahren. Die Elbvertiefung wäre beispielsweise fast an einer seltenen Art des Fenchels gescheitert.
Ja, im Überseehafen gibt es auch so einen Käfer – einen sehr, sehr seltenen Käfer. Das Interessante ist, dass es in ganz Deutschland wohl nur drei Menschen gibt, die diesen Käfer von anderen unterscheiden können. Angeblich habe man so einen Käfer gesehen und jetzt ist der halbe Hafen auf den Kopf gestellt, um diesen Käfer zu finden. Das ist natürlich auch ein bekanntes Mittel, um Bauvorhaben in die Länge zu ziehen. Und dann wundern wir uns, warum es so lange dauert. Aber ich finde, wir müssen den Menschen klarmachen, dass wenn wir einen Radweg wollen, wir das Vorhaben auch umsetzen müssen. Natürlich dürfen wir das nicht machen, ohne auf die Natur zu achten, aber vielleicht kann der Frosch ja auch einen Meter weiter rechts oder links leben – ich hoffe es doch zumindest. Das wäre dann eine gegenseitige Rücksichtnahme – vom Frosch und vom Radfahrer. Ansonsten bliebe der Zustand, wie er ist, und es wäre das Schlimmste, wenn wir nicht den Mut hätten, Vorhaben umzusetzen.

Auf die Digitalisierung sind wir ja schon ein ein wenig eingegangen. Jetzt geht es aber um die Schulen in Rostock: Wie soll die Umsetzung des Medienentwicklungsplans aussehen, also des Plans, der die Digitalisierung der Rostocker Schulen regelt?
Kennt Ihr den Medienentwicklungsplan?

Ja!
Habt Ihr ihn gelesen?

Nein, er ist viel zu lang!
Ich hab die 120 Seiten gelesen – er ist sehr langweilig. Ich hatte den Eindruck, dass 90 Seiten locker hätten weggelassen werden können und meiner Meinung nach birgt der Plan weitere Probleme. Er beschreibt, wie alles werden könnte, es obliegt jedoch der Schule, folgende Fragen selbstständig zu beantworten und Entscheidungen zu treffen: Wie weit sind wir? Welche Ausrüstung haben wir? Was haben wir für Kollegen? Was haben die Kollegen drauf? Was benötigen wir? Das heißt, jede Schule muss zudem noch für sich selbst ein Medienkonzept erstellen. Dann wird es natürlich kompliziert. Jeder Schulleiter, die Lehrer, alle sind sowieso schon mit zahlreichen Aufgaben betraut und dann kommt irgendwer daher und forder ein Medienkonzept. Es gibt grobe Vorgaben, aber hier ist ganz klar die Schule in der Pflicht. In der Tat, wir haben eine Vorzeigeschule – die Borwinschule – sie ist relativ weit digitalisiert. Ich hätte aber eher im Nordosten oder Nordwesten eine Schule digitalisiert. Das wäre meine Vorgehensweise gewesen, damit wir die Stadtteile stärken und nicht die Stadtmitte. Der Plan sieht vor, dass man teilweise auch mit seinen eigenen Geräten arbeiten soll. Das finde ich ein Stück weit nicht ganz fair. Da haben wir nämlich große Unterschiede. Manche haben das allerneuste Maxi Tablet und der Nächste hat ein altes Smartphone der ersten Generation. Man kommt nicht drum herum, Klassensätze an Tablets zu finanzieren und bereitzustellen.

Ja, den Medien konnte man entnehmen, dass die Computerkabinette durch Tablets ersetzt werden sollen, beziehungsweise durch Tablets, die man mit Tastatur auch als Computer nutzen kann.
Also ich glaube, dass das der Wahrheit schon ganz nahe kommt, aber wie immer fehlt das Geld und dann beginnen die Überlegungen, ob nicht doch nur ein Tablet für 6 oder 4 Schüler reicht. So wird die Ausstattung eben sehr mangelhaft und ich glaube, wir schulden den Kindern und Jugendlichen von heute wirklich mal eine vernünftige digitale Ausbildung. Neben Schreiben, Laufen, Lesen etc. gehört Digitalisierung ganz klar dazu. Wir stehlen Euch im Moment ein Stück weit die Chancen, denn wenn Ihr aus der Schule kommt, müsst Ihr über diese Kompetenzen verfügen. Wenn Ihr eine Berufsschule besucht oder eine Ausbildung beginnt, müsst Ihr diese Fähigkeiten schon haben, sonst kommt Ihr eines Tages an einen Arbeitsplatz, der komplett digital und für Euch eine neue Welt ist. Da haben wir noch richtig was zu tun! Gemeinsam! Da ist auch das deutsche System mit dem Bund, den Ländern und den Kommunen eine Schwierigkeit. – Wir müssen uns auf einen Kompromiss verständigen! So in der Art wie mit den 5 Milliarden Euro, die gerade vom Bund für die Digitalisierung der Schulen bereitgestellt wurden. Das muss konsequent umgesetzt werden, sodass man eine einheitliche Digitalisierung hat.

Wo wir gerade bei der Förderung sind: Du hattest ja auch gesagt, dass Du die Schulen ein bisschen internationaler aufstellen willst und dass die Führungsetagen der Unternehmen mit in den Schulen arbeiten sollten, um uns zu fördern und auf die Wirtschaft einzustimmen. Wie kann man sich das genau vorstellen?
Wie könnte solch eine internationale Ausrichtung aussehen?

Wir haben zunehmend mehr Firmen mit internationalem Personal und wir müssen dem Bedarf durch internationale, englischsprachige Schulen und entsprechende Lehrgänge gerecht werden.
Das andere, was ich angeregt habe ist, dass Kinder und Jugendliche besser auf das Leben »da draußen« vorbereitet werden. Da wünsche ich mir, dass die Unternehmen bereit sind, an Schulen zu gehen. Das ist aber auch ein bisschen schwierig, da das natürlich auch pädagogisch korrekt ablaufen muss.
Es werden dann aber bestimmt auch Leute von den Unternehmen geschickt, die für ihr Unternehmen werben sollen. Das wäre dann aber ein Konflikt mit dem Neutralitätsgebot der Schulen, da ein Unternehmen in Schulen nicht offensichtlich für sich werben darf.
Aber ich stelle mir das so vor, dass beispielsweise Liebherr als Unternehmen erzählt, was sie eigentlich am Hafen machen. Die erklären Euch dann einiges und selbst wenn sie überzeugend sind, man hinfährt und sich das anschaut, ist das ja kein Drama. Wenn man dadurch ein Verständnis für gewisse Arbeitsabläufe bekommt und so erfährt, welche Aufgaben von einzelnen Berufsgruppen erledigt werden und man seinen Berufswunsch so festigen kann, ist das doch super. Ich finde, wir sollten da ein bisschen experimentieren, mehr miteinander reden, miteinander zu tun haben. Ich kann auch dazu einladen, dass man sich bei uns in der Verwaltung um einen Praktikumsplatz bewirbt.

Das wäre ja toll. Bleiben wir doch gleich bei uns Schülern und der Schule. Der Sodexo-Vertrag läuft Ende Juli 2020 aus. Hast Du vor, diesen Vertrag zu verlängern?
Wenn ich’s nicht besser wüsste, würde ich behaupten, dass das Senator Bockhahns Bereich ist. Ich verstehe die Frage. Sagen wir es mal so; wie soll ich das jetzt freundlich ausdrücken? Also, ich habe Rostocks älteste Bürgerin kennengelernt, eine nette Dame, die 104 Jahre alt ist. Mir wurde vorab gesagt, dass sie Boxen und Formel 1 mag. Ich war dann mit dem Boxweltmeister Jürgen Brähmer bei ihr. Der fragte die Damen, ob denn sonst alles gut bei ihr sei und daraufhin meinte sie, dass es ihr gut ginge – bis auf das Essen, was sie bekäme: »Die sagen, ich soll das Würzen und ich sage denen, die sollen mit Gewürzen kochen.« Jürgen meinte dann, deswegen erwähnte ich ihn, er könne das sehr gut nachvollziehen. Eure Frage kann ich auch deswegen verstehen, weil ich eine elfjährige Tochter habe, die auch viele Jahre Mittag in der Schule gegessen hat, welches für Schüler und Senioren gemacht wurde. Ich habe manchmal die Speisekarten gesehen und so bei mir gedacht: »Das macht weder noch glücklich.« Wir müssen also Senator Bockhahn fragen, wer die Entscheidung zu Eurem Essen trifft. Soweit ich weiß ist die derzeit geltende Entscheidung für Sodexo das Ergebnis einer sehr umfassenden Beteiligung des Stadtschülerinnenrates und auch des Stadtschulelternrates. Letztendlich wird sowas ausgeschrieben und der, der ein vernünftiges Angebot macht, gewinnt so eine Ausschreibung. Sonst müsstet ihr Euch vielleicht einfach mal stark machen.

Es gibt ja häufig Beschwerden von Eltern und Schüler. Diese beziehen sich auf die Qualität des Essens und auch auf die Essensräume selbst, wobei Letzteres eher in der Kompetenz der Schule liegt. Aber auch die Auswahl und die Nahrhaftigkeit sind irgendwie nicht gegeben. Ganz häufig werden Nudeln angeboten.
Oh, da wäre meine Tochter noch glücklich.

Ja, das ist ja auch für Kinder gemacht, aber es ist schwierig, das Nahrhafte mit reinzubringen. Bei uns ist das vor allem so, dass immer nur die Fünft- und Sechstklässler in der Schule essen. Teilweise sieht man hier auch noch Siebtklässler und einige Lehrer. Wenn man dann in der 9. Klasse ist, darf man den Schulhof mit Erlaubnis der Eltern verlassen. Ab Klasse 9 aufwärts geht dann keiner mehr essen. Da geht jeder in den Supermarkt und kauft sich eine Kleinigkeit.
Aber das ist auch nicht wirklich nahrhaft.

Nein, ist es nicht, aber es gibt eben keine Motivation, in der Schulspeisung essen zu gehen, wenn man diese andere Option hat.
Die Bürgerschaft beschließt die Verlängerung mit Sodexo – wenn es dazu kommt. Ich setze später also das um, was die Bürgerschaft beschließt. Wenn die Bürgerschaft beschließt, dass wir mit Sodexo verlängern, dann sorge ich dafür, dass wir verlängern. Wenn ich also an Eurer Stelle wäre, dann würde ich das, was ich mir wünsche und vorstelle, dem Senator für Schule und Sport vorstellen oder ich würde mich mit anderen Schulen verbinden und sagen, was die Schüler wollen.

Man kann das ja über den Stadtschülerrat beschließen.
Das würde ich sehr schnell machen, weil sich das tatsächlich gerade in der Ausschreibung befindet. Man muss ja wissen, was Ihr Euch als Schüler so vorstellt. Macht Euch stark! Wenn man für so viele kocht, haben die Menschen den Anspruch, dass das Essen bezahlbar sein soll. Aber man bekommt ja am Ende das, was man bezahlt. Viele werden es am Ende aber auch nicht besser hinbekommen als Sodexo. Die beste Variante wäre es, wenn man von der Schule aus kocht – also vor Ort. Dann hat man natürlich frisches Essen.

Das würde dann in die Richtung gehen, dass die Kommune kocht, aber nicht in ihrer Großküche, sondern an den einzelnen Schulen. Da müsste man jedoch gucken, ob an den Schulen dafür ausreichend Platz vorhanden ist.
Ich schaue mir dann einen Vorschlag an, wenn einer von Euch kommt.

Da kümmern wir uns schon drum.
Es soll ja jährlich eine Stadtmeisterschaft im E-Sport stattfinden, bei der die Stadtteile gegeneinander antreten. Wann soll diese erste Stadtmeisterschaft stattfinden?
Das ist wiederum eine gute Frage! Das ist direkt ein Wunsch von mir. Ich weiß nicht, ob Ihr es gesehen habt, aber in der Innenstadt hängen viele Plakate für ein E-Sport-Turnier in Hamburg. Ich hatte ja den Wunsch, dass wir digitale Begegnungsräume errichten. Das heißt, dass wir in Stadtteilen Ecken einrichten, in denen man Minigames spielen und dann E-Sport-Meisterschaft auf die Beine stellen kann. Es stellt sich jedoch wieder einmal heraus, dass es nicht so schnell geht, wie man sich das wünscht. Zum einen sind diese Begegnungsräume sehr voll. Das heißt, Räumlichkeiten sind schwer zu finden und mein Ziel ist es, die Leute aus ihren Häusern herauszubekommen. Diese digitalen Zentren sollen auch in Schulen vorgestellt werden und ihnen zeigen, wie zum Beispiel 3D-Druck geht – also alle digitalen Kompetenzen, die wir nicht in den Schulen unterbringen können. Ich hoffe, dass wir einige Partner gewinnen können.

Es geht um den Theaterneubau: Der soll ja …
Wir sollten noch konkreter den E-Sport-Gedanken fortführen. Vielleicht bräuchte ich ein paar Botschafter dafür. Lasst uns nochmal überlegen, wie wir das auf die Beine stellen können, bevor wir ganz fertig sind. Wenn Ihr mich unterstützen würdet, und wir von Eurer Schule ein oder zwei Leute hätten, die Lust haben, dann könnten wir das organisieren.

Ja, wir werden sicher Interessierte finden!
Die ersten Schritte können wir ja machen. Ich weiß nicht, ob Ihr Euch das vorstellen könnt, aber es ist hier nicht so, dass alle begeistert sind, dass ich jetzt den E-Sport hier voranbringen will. Das ist etwas, das müssen wir vielleicht als kleines Projekt für uns machen. Das könnt Ihr auch gerne so als Aufruf ins Käthe-Blatt schreiben. Es wäre schön, wenn sich vielleicht ein paar Leute bereiterklärten, das mit zu organisieren. Vielleicht treten am Anfang nur zwei oder drei Stadtteile gegeneinander an, aber mit der Zeit werden es sicher immer mehr. Ich würde dann auch mal den Kontakt zu den Seawolves aufnehmen. Soweit ich weiß, hatten die mal eine E-Sport-Abteilung. Ich weiß nicht, ob die aufgelöst oder ausgegliedert wurde, aber vielleicht kriegen wir so ein kleines Netzwerk aufgebaut. Normalerweise braucht man ja nur einen superfunktionalen Rechner, man stellt Teams auf und dann kommt wieder das, bei dem der Däne anders ist als der Deutsche: Hier hat man mir empfohlen, dass man FIFA oder sowas spielt und in Dänemark wäre es halt Counter-Strike.

Das ist das Realistischere. Auch in Ländern wie Südkorea, wo der E-Sport schon wirklich angekommen ist, werden eigentlich nur solche Spiele gespielt.
Habe ich auch gesagt. Aber FIFA sei ja friedlich – nur geht es nicht immer nur ums Friedlichsein. Große Sportmannschaften haben schon E-Sport-Teams, auch mit den international üblichen Spielen, aber konkret für Jugendliche, die das nicht innerhalb einer Sportabteilung betreiben, gibt es in diesem Punkt andere Vorstellungen. Wir können ja einen Rat bilden mit Vertretern von Schulen, um das Ganze so ein bisschen auf Euch zuzuschneiden.

Das wird sicher vor allem in unserer Generation sehr, sehr großen Anklang finden.
Bei dem Thema gibt es sehr geteilte Meinungen, aber wenn Ihr schon sagt, dass das etwas ist, worauf Ihr Bock habt, dann machen wir das. Als ich ein Jugendlicher war, fand ich Basketball mega cool und dann hat man mich Basketball spielen lassen. Ich finde, man muss die Leute das tun lassen, was sie gerne tun wollen – solange es legal ist. Das könnte ein guter Aufruf in Eurer Schulzeitung sein. Mit ein, zwei Leuten von Eurer Schule oder von anderen Schulen können wir das erste Netzwerk aufstellen. Das wird dann vielleicht nicht gleich ein Riesenerfolg, aber wenigstens starten wir mit dem Ganzen.

Dann jetzt zum Theaterneubau: Er soll ja nach den jetzigen Planungen im Stadthafen stehen und das würde einen Teil des jetzigen Weihnachtsmarktes einschränken.
Da würde ich aber widersprechen. Wenn man aus dem Radisson Hotel rauskommt, bevor man die Treppe zum Parkplatz runtergeht, dann ist da heute eine Grünfläche und auf dieser Fläche soll das Theater gebaut werden. Diese Grünfläche ist das sogenannte »Grüne Tor«, durch das Ihr wahrscheinlich ganz oft geht, ohne zu wissen, dass es so heißt. Der Name war mir auch nicht bekannt, bis ich in der Jury für die Entwürfe des Theaters saß und die Pläne sah. Die Fläche ist 5000 m² groß und beeinflusst den Weihnachtsmarkt nicht. (Herr Madsen ruft einen Stadtplaner herbei und dieser bestätigt, dass es keine Beeinflussung des Weihnachtsmarktes geben wird.) Das ist aber genau das, was die Theaterleute ein Stück weit kritisiert haben, weil sie auf diese Fläche festgelegt sind und in Breite und Tiefe nicht viel variieren können, da weiter unten dann ja der Weihnachtsmarkt aufgebaut wird.

Aber das ist schön zu hören, dass es da keine Einschränkungen geben wird.
Da habe ich ganz andere Sorgen, was den Weihnachtsmarkt angeht. Es kann passieren, dass wir auf lange Sicht die Weihnachtsbuden in der Langen Straße verlieren werden, weil sie den Sicherheitskonzepten der Zukunft nicht entsprechen – da man sie nicht ordentlich von der Straße absperren kann.

Im vergangenen Jahr wurden dort ja diese Betonblöcke aufgestellt.
Ja, aber bei einem nachhaltigen Sicherheitskonzept wird man diesen Bereich in der Weihnachtszeit wohl absperren müssen. Da kann man dort nicht mehr langfahren und auch die dortigen Parkhäuser nicht mehr benutzen. – Das ist ein wirklicher Konflikt, in dem wir da gerade stecken.

Aber der Neue Markt wurde vor Kurzem mit diesen einbetonierten Pollern geschützt, der ist also sicher.
So halbwegs sicher und es kommen auch noch mehr Poller dazu. Es kostet unglaublich viel Geld, das ganze einzupollern. Ich frage mich immer, ob das jemandem gefällt, wenn da so viele Poller stehen.

Poller sind wahrscheinlich schon mit die eleganteste Lösung: Andere Städte stellen Betonblöcke hin oder massive, in den Boden einbetonierte Blumenkübel mit einem oder zwei Metern Durchmesser – Da sind Poller noch mit die eleganteste Lösung für das subjektive Sicherheitsgefühl.
Wir können ja mal schauen, was passiert, wenn man mit einem Sattelzug dadurch fährt. Ich glaube, da steht dann kein Pfahl mehr. Findet Ihr den Weihnachtsmarkt gut?

Ja. Die Fahrgeschäfte, vor allem die am Stadthafen. Da bekommt man durchaus ein bisschen Adrenalin. So etwas hat man hier in Rostock ja sonst nicht so häufig. Wenn man es lieber gemütlich und weihnachtlich möchte, ist der Neue Markt oder die Lange Straße dann wohl eher geeignet. Unten am Stadthafen steht der Spaß im Vordergrund. Es ist wirklich sehr gut ausbalanciert.
In Deinem Plan für Rostock steht, dass Du ein modernes Last-Mile-Konzept für Rostock entwickeln willst. Wie soll dieses Konzept aussehen und spielen hier auch E-Scooter eine Rolle?
Das Entscheidende ist, dass wir Mobilität insgesamt diskutieren müssen. Wir stehen kurz davor, unsere Straßenbahn neu zu kaufen. Wenn wir diese jetzt bestellen, werden sie in 5 Jahren geliefert und dann müssen wir damit 30 Jahre fahren. Heißt also, wir legen quasi fest, wie sich die Rostocker die nächsten 35 Jahre bewegen und das halte ich für eine sehr mutige Entscheidung. Es gibt sehr viele Arten der Fortbewegung und ich glaube, dass wir den Raum, den wir zur Verfügung haben, neu diskutieren müssen. Wir haben Straßen, Parkflächen und dann vielleicht mal einen Rad- oder Fußweg und mir fehlt so ein bisschen die ehrliche Diskussion darüber, wie wir uns in fünf, zehn oder fünfzehn Jahren bewegen. Das Last-Mile-Konzept war somit eigentlich sehr stark in Richtung Studenten gedacht. Da, wo wir viel studentischen Verkehr haben, müssen wir es ermöglichen, dass man sich vielfältig fortbewegt – also zum Beispiel mit einem Mietfahrrad oder E-Scooter. An meinem ersten Arbeitstag habe ich tatsächlich darum gebeten, dass wir einen Handlungsplan für E-Scooter erstellen, weil das in vielen Städten ein Problem darstellt und keine Lösung.

Es ist eher so, dass viele Flächen zugestellt werden und die E-Scooter im Weg stehen oder irgendwo im Graben liegen, als dass sie wirklich nützen.
Man kann Gebiete sperren. Das sind alles freiwillige Lösungen, die man finden muss. Man kann sich ganz schwer dagegen währen. Allerdings finde ich die Dinger auch sehr spannend. Habt Ihr die schon mal getestet?

Nein.
Ich durfte sie ausprobieren – echt cool. Es waren auch sehr viele Leute mit den Dingern unterwegs und das gibt uns allen ein sehr großes Maß an Verantwortung, aber keiner trägt einen Helm, weil man ja normalerweise nicht mit einem Helm unter dem Arm rumläuft – das ist nicht optimal. Zudem glaube ich auch, dass viele abends drei Bier trinken, aus der Kneipe kommen und irgendwo hinwollen. Die nutzen dann eben so einen Scooter und vergessen dabei die Straßenverkehrsordnung (StVO). So ein bisschen Chaos löst man damit schon aus. Außerdem haben die Dinger nur eine Lebensdauer von drei bis vier Monaten und werden häufig eher zum Zwecke des Spaßhabens gefahren und weniger, um damit Kilometer zurückzulegen. Das ist dann aus ökologischer Sicht auch sehr problematisch. Auch, wenn das weniger lustig ist, würden Mietfahrräder echte Probleme lösen. Für den Spaßfaktor sollten wir aber dennoch einige Scooter anbieten – die dann aber nicht nur in der Stadtmitte und Warnemünde, sondern auch in anderen Stadtteilen genutzt werden können.

Das würde Sinn machen, denn wenn die Scooter eigentlich für die letzten Kilometer gedacht sind, dann sind sie am wenigsten in der Stadt vonnöten.
Also wenn Ihr euch auf die E-Scooter freut – die werden auf jeden Fall kommen – spätestens im Frühjahr des neuen Jahres. Wir haben schon einige Firmen, die mit uns zusammenarbeiten wollen. Derzeit wird dazu noch ein Konzept erarbeitet. Hinsichtlich der Nachhaltigkeit muss dann noch einmal genauer geschaut werden.

Das mit der Nachhaltigkeit ist so eine Sache. Gerade in der Anfangsphase ist es bei vielen Anbietern so, dass sie die E-Scooter abends mit einem Transporter einsammeln, aufladen und dann morgens wieder per Transporter ausliefern. Aufgrund der mangelnden Umweltfreundlichkeit soll es zukünftig E-Scooter mit wechselbaren Akkus geben. Somit müssten nur noch die Akkus ausgeteilt und dann ausgetauscht werden.
Das ist wie bei jeder neuen Sache: Es braucht immer etwas Zeit, bis man die Probleme erkannt hat und dann geeignete Lösungen findet. Ich war in der letzten Woche in Berlin und da gab es schon die ersten Systeme für Solar-Scooter, die man an Laternen anbringen kann. Da sehe ich jedoch auch noch einige Probleme. Aber Ihr müsst ja schließlich auch noch ein paar Aufgaben haben, wenn Ihr mit der Schule fertig seid. Ich bin in meinem Leben viel gereist und habe viele Sachen gesehen, die ich gerne auch hier umsetzten würde. Man sollte die Welt erleben und beleben und wenn man darauf Lust hat, bietet sich diese Chance auch an.

Mit dem Bürgerportal »Mein Rostock« wolltest Du Gänge zu den Ämtern durch ein, zwei Mausklicks ersetzen. Gibt es schon einen Zeitplan für dieses Projekt?
Wie ich mitbekommen habe, seid Ihr gut vorbereitet. Das freut mich sehr. Es ist erstaunlich, wie viel Ihr Euch von meinem Programm vorgenommen habt.
Ich habe mit der Landesregierung, der Staatssekretärin und dem Minister gesprochen. Wir haben ein Gesetz (Konvexität). In diesem heißt es, dass wenn der Staat sagt, dass er etwas genau so haben möchte, dieser dann auch die Kosten dafür übernehmen muss. Wenn der Staat also vorgibt, wie die Digitalisierung ablaufen soll, dann warten alle Kommunen und Gemeinden darauf, dass der Staat das Vorgehen vorgibt, weil dann ja der Staat bezahlen muss. Wenn man das jedoch selber machen möchte, dann muss man auch selber bezahlen. Deswegen stoppt die Digitalisierung in Deutschland ein Stück weit, weil alle darauf hoffen, dass Bund oder das Land irgendwann ein Portal erstellen.
Es würde natürlich Sinn machen, wenn das Land ein Portal für alle nutzte. Gäbe es ein Landesportal, könnte beispielsweise eine digitale Plattform zur An- und Abmeldung eines Hundes, welche gerade in Arbeit ist, auf das Landesportal gestellt werden. So könnten dann also nicht nur wir in Rostock, sondern auch Güstrower oder beispielsweise Roggentiner dies nutzen. Wir machen zunächst jedoch erst einmal Bausteine für die Plattform für MV fertig und erhoffen uns, dass die Landesregierung uns stetig weitere Gelder für die jeweiligen Bewegungen bereitstellt. Leider dauert so etwas jedoch immer deutlich länger, als erwartet, weil Digitalisierung immer einen Prozess darstellt. Wir haben einige Bereiche, in denen wir wirklich sehr kurz davor stehen, diese zu digitalisieren. In sehr komplexen Bereichen gestaltet sich das hingegen schwieriger. Neulich hatten wir Studenten ermöglicht, sich hier wieder einzubürgern, also Rostocker zu werden. Um das Begrüßungsgeld von 140 Euro zu erhalten, standen hier ca. 100 bis 200 Studenten in einer Schlage und warteten. Da wäre es cool, wenn wir das digital machen würden. Ich glaube, dann würden auch noch mehr Bürger diese Chance wahrnehmen. Aber das ist wirklich ein weiter Weg. Ich sagte bereits zu meinen Senatoren, dass ich denke, dass wir die Bürger gerade im Hinblick auf die Digitalisierung ein Stück weit enttäuschen werden. Warum? Weil sie hohe Erwartungen haben und es von außen gar nicht so schwierig aussieht, wie es dann letztendlich wirklich ist. Ich hab nach der Hundesteuer gesagt, dass es mein nächster Wunsch ist, dass der Bürgermeister digital ist. Das heißt, man kann mir gar keine Kopien mehr geben. Ich habe hier quasi in der Verwaltung gar keine Adresse, sondern bin nur noch über Mail beziehungsweise digitale Portale erreichbar. Ich komme ja aus Dänemark, da ist alles digital. Wir sind eines der digitalsten Länder überhaupt und deswegen ist es für mich ein Stück weit erschreckend, wie viel uns da noch fehlt. Wann seid Ihr mit der Schule fertig?

Wir sind, wenn alles gut geht, 2022/23 fertig?
Also nach Bundesgesetz müssten wir dann schon digital sein, aber das wird schwer.

Das ist mehr als nachvollziehbar. Wir bedanken uns bei Dir für die Beantwortung unserer Fragen und die Zeit, die Du Dir für uns genommen hast.

Interview mit Frau Dr. Neukirch2021-07-14T01:18:05+00:00

Sie unterrichten die Fächer Deutsch und Geschichte, richtig?
Überhaupt nicht, ich unterrichte Geografie und Mathe, aber Mathe habe ich seit ganz vielen Jahren nicht mehr unterrichtet.

Also unterrichten Sie zurzeit ausschließlich Geografie?
Richtig.

Möchten Sie uns evtl. Ihr Alter verraten oder wie lange Sie schon Lehrerin sind?
Ich hatte ja einen runden Geburtstag vor wenigen Tagen und das ist der letzte runde Geburtstag, den ich in der Schule feiere. (=60)
Das ging bei uns ja damals alles ein bisschen schneller – also bin ich mit 23 Lehrerin geworden.

Und seit wann unterrichten Sie an dieser Schule?
Naja, seitdem es die Schule gibt – seit 1991.

Sind die Fächer, die sie heute unterrichten, damals auch schon Ihre Lieblingsfächer gewesen?
Also, es waren schon meine Lieblingsfächer. Mathe war ein Fach, welches ich sehr gerne mochte. Studieren wollte ich in Greifswald. Das passte somit, da man sich die Fächer damals nicht selber zusammenstellen konnte, so wie das heute möglich ist. Es gab bestimmte Kombinationen und deswegen musste ich mich zwischen Physik und Geografie entscheiden und ich habe Geografie ausgewählt.

Wie oft haben sie damals etwas in der Schule »angestellt«?
Also, im Großen und Ganzen war ich schon eine ganz liebe Schülerin und habe eigentlich immer das gemacht, was ich machen sollte, aber es gab schon so die eine oder andere Sache, die man einfach mitgemacht hat, weil sie alle gemacht haben. Das ist bei euch heutzutage ja auch noch so.

Wie oft haben Sie gespickt?
Naja, gespickt muss ich sagen, habe ich wirklich nicht, aber nicht, weil ich jetzt irgendwie besonders moralisch war, sondern weil ich einfach viel zu viel Schiss davor hatte. Ich denke, mir würde es heute noch genauso gehen. Wenn ich beispielsweise schwindle, dann sieht man mir das auch sofort an. Das kann und konnte ich einfach nicht.

Haben Sie immer all Ihre Sachen dabei gehabt?
Besonders super ordentlich war ich nicht. Es war immer so, dass es nicht aufgefallen ist. Ich kann mich erinnern, es gab ja so eine Zeit, in der die Schulbücher ganz schwer waren und da hat man sich mit dem Nachbarn abgesprochen, wer welches Buch für welches Fach mitnimmt. Aber Hausaufgaben habe ich meistens immer gemacht – also fast immer, sagen wir es mal so, die Schriftlichen zumindest.

Wo haben Sie ihr Abitur abgelegt und wie schnitten Sie ab?
Es war schon ganz gut. Es hieß ja damals »Erweiterte Oberschule« in Grimmen. Nach der achten Klasse sind wir also auf die EOS gegangen.

Haben Sie einen Rat aus Ihrer Schulzeit mitgenommen, den Sie heute jedem Schüler/jeder Schülerin mit auf den Weg geben würden?
Na, ich würde schon sagen, dass man ganz gut fährt, wenn man einigermaßen aufmerksam im Unterricht ist. So spart man sich viel Zeit, wenn es auf Klausuren etc. zugeht.

Gibt es etwas, das Ihnen positiv an unserer Schule auffällt?
(Frau Mader-Ullrich lacht) Naja, dass wir doch so nette Schüler und Schülerinnen haben!
(Frau Mader-Ullrich: Das habe ich gestern gerade gesagt!)
Ja, das würde ich auch sagen, also es macht meistens ganz viel Spaß mit euch zu arbeiten. Natürlich gibt es Momente, in denen man sich ärgert, aber das tut ihr ja auch, also ist es nicht so schlimm.

Gibt es auch etwas Besonderes, an das Sie sich aus Ihrem Studentenleben erinnern?
Ach doch, wir haben doch auch schön gefeiert, aber dafür auch gearbeitet. Studentensommer gab es bei uns. Es gibt ja heute noch eine vorlesungsfreie Zeit und die haben wir in Berlin verbracht. Dort arbeitete man, um ein bisschen Geld zu verdient und wir hatten auch die Möglichkeiten, andere Sache zu machen.

Wie steht Ihre Familie zu ihrem Beruf?
Meine Tochter ist auch Lehrerin geworden. Ich glaube, das sagt schon alles. Mein Vati war ebenfalls Lehrer. Sie alle wissen, dass es ein schöner Beruf ist, aber sie wissen eben auch, dass da eine gewisse Menge an Arbeit dranhängt. Mein Mann ist übrigens auch Lehrer. Hätten wir zu Hause nur gejammert, dann hätte unsere Tochter sich sicher nicht für diesen Beruf entschieden.

Wie viel Zeit nimmt es in Anspruch, so eine Oberstufenunterrichtsstunde vorzubereiten?
Es geht natürlich im Laufe der Zeit schneller, aber bei einem neuen Themenbereich kann die Vorbereitung für die Oberstufe schon so 2-3 Stunden in Anspruch nehmen.

Haben Sie Hobbys, mit denen Sie den Stress ausgleichen können?
Ich lese gerne, gehe gerne ins Theater, ins Kino. Die eine Sache, die ich aber bisher noch nicht hinbekommen habe ist Sport. Nach dem sportlichen Ausgleich habe ich immer gesucht, aber ich glaube, das gebe ich langsam auf.

Welche Methode ist Ihrer Meinung nach die Beste gegen den Frust des langjährigen Unterrichtens gleicher Inhalte?
Dinge ab und zu einfach ein wenig zu verändern. Es hilft, den Unterricht etwas anders zu gestalten – das macht viel aus.

Haben Sie manche Ausdrücke aus unserer Jugendsprache übernommen?
Übernommen nicht, ich verstehe sie natürlich, aber übernommen nicht: »chillen« oder »geil«, sowas halt, aber das war es dann auch schon.

Wie stehen Sie zu unserer Jugendsprache?
Ach wisst ihr, unsere Eltern haben sich bestimmt auch gedacht, dass wir anders miteinander reden könnten, aber das werdet ihr später sicher auch denken. Natürlich mag ich manche Kraftausdrücke nicht, aber sie sind meistens auch spaßig gemeint.

Wie viele Stunden in der Woche unterrichten Sie und wie viele Klassen haben Sie?
Da muss ich erst einmal nachrechnen. Naja, also 12-14h die Woche, es kommt drauf an. Dann habe ich aber auch so ca. 14 Klassen.

War Geographie Ihr bestes Fach in der Schule?
Naja, das Beste war es nicht. Ich mochte Deutsch sehr, aber ich bin froh, dass ich nicht Deutsch unterrichte. Mein Vater hat mich damals schon davon abgehalten und wenn ich heute höre, wie Frau Mader die Aufsätze korrigiert, bin ich glücklich darüber, Mathematik studiert zu haben.

Was war Ihr schlechtestes Fach?
Fremdsprachen waren damals nicht so meins. Englisch und Russisch waren meine Fremdsprachen.

Sind Sie heute noch zufrieden und glücklich mit Ihrer Berufswahl?
Doch, ja. Also wenn ich mich noch einmal entscheiden müsste, wäre es nach wie vor einer der Berufe, die in Frage kämen.

Wir bedanken uns an dieser Stelle für Ihre Zeit und das Interview!

Interview mit Herrn Fritz2021-07-14T01:17:42+00:00

Sie heißen Philipp Fritz, richtig?
Ja, das ist richtig.

Sie unterrichten die Fächer Biologie, Chemie als auch Physik?
Nee, Chemie und Biologie. Mit Physik habe ich nicht so viel zu tun.

Möchten Sie uns Ihr Alter verraten oder uns sagen, seit wann Sie unterrichten?
Ich bin 30 Jahre alt – noch 30 Jahre alt. Angefangen zu unterrichten habe ich im November 2017, also vor knapp 2 Jahren.

Waren die Fächer, die Sie heute unterrichten, damals Ihre Lieblingsfächer?
Ich wollte schon immer etwas mit Natur machen. Ich wusste schon als kleiner Junge, dass ich später etwas mit Naturwissenschaften mache möchte. Eigentlich wollte ich Zoodirektor werden. In der Schule war es so, dass mir diese Fächer extrem lagen. Biologie war z.B. mein Lieblingsfach – ohne großen Aufwand. Chemie, Physik und AWT lagen mir auch. Ich wollte immer das, was mir Spaß macht, später auch beruflich machen. Zuerst habe ich Biologie studiert. Ich arbeitete kurz bei einer Forschung mit und erkannte dann, dass mir die Forschungsarbeit zu »unsozial« ist. Ich wollte Biologie mit etwas Sozialem verbinden und so studierte ich Lehramt nach. Das war somit mein Zweitstudium und heute kann ich ganz klar sagen, dass das für mich auf jeden Fall die richtige Entscheidung war.

Haben Sie früher in der Schule oft etwas angestellt oder waren Sie eher einer der braven Schüler?
Ich glaub, in der Grundschule war ich eher der brave Typ, weil ich auch immer gut war – sehr gut. In der 7. Klasse kam ich dann auf das Gymnasium. Der Unterschied war erst einmal krass, weil ich auf der Schule zuvor immer unter den besten Fünf war und auf dem Gymnasium befand ich mich zunächst eher im unteren Mittelfeld. Ich war auch nicht so der disziplinierteste Schüler.

Waren Sie früher immer vorbildlich oder haben Sie ab und zu abgeschrieben?
In den Fächern, die ich gerne mochte, war ich bis zur 8./9. Klasse ganz zuverlässig, was meine Hausaufgaben anging. Ab der 10. Klasse änderte sich das etwas, weil ich ganz viel jobbte – nach der Schule, an den Wochenenden und in den Ferien. Ich hatte dann einfach keine Zeit mehr. Ich kam aus einer Arbeiterfamilie. Mit zwanzig Euro Taschengeld kam man nicht so weit. Die Hausaufgaben mussten dann darunter leiden.

Wie oft haben Sie in der Schule gespickt bzw. haben Sie überhaupt geschummelt?
Ich habe tatsächlich einmal gespickt – im Englischunterricht in der 8. oder 9. Klasse. Ich wusste einfach nicht mehr, wie das Layout eines Briefes aussah. Mein Hefter lag dann neben meinem Rucksack und ich konnte ihn öffnen, ohne dass die Lehrerin es sah. Das war echt das erste Mal, dass ich spickte. Im Studium habe ich das nicht mehr gemacht. Spicken find‘ ich jetzt nicht so cool.

Wo haben Sie Ihr Abitur abgelegt und wie ist es ausgefallen?
Ich habe mein Abitur am Alexander von Humboldt Gymnasium in Eberswalde gemacht. Das liegt nordöstlich von Berlin. Mein Abitur war mittelmäßig, würde ich sagen. Mein Durchschnitt lag bei 2,7. Ja, ich hatte auch nicht so viel Zeit zum Lernen. In dieser Hinsicht war ich nicht so fleißig, wie ich es hätte sein sollen. Es hätte auf jeden Fall vieles einfacher gemacht, wäre mein Abiturdurchschnitt besser gewesen.

Haben Sie einen Rat als Schüler mitgenommen, den Sie heute jedem Schüler mit auf den Weg geben würden?
Das ist eine echt gute Frage. Man soll an seinen Stärken arbeiten, seine Stärken fördern. Zudem würde ich schlechte Noten nicht überbewerten- davon geht die Welt nicht unter.

Gibt es etwas Besonderes, an das Sie sich aus Ihrem Studentenleben erinnern?
Ähm, also eine Sache ist, dass das Studium ganz anders ist als die Schule. In der Schule habe ich im Fach Biologie zum Beispiel alles aus dem Ärmel geschüttelt – bis zum Abitur. Für das Abitur habe ich auch ganz wenig gelernt; das muss ich ehrlich sagen. Die ersten Klausuren in der Uni waren allerdings ganz anders. Viele meiner Kommilitonen sind auch durchgefallen, denn man musste dafür echt viel lernen. Das war ein ganz anderes Niveau.

Was haben Sie früher an Ihren LehrerInnen /Ihrer Schule gemocht?- Setzen Sie das heute auch selber um?
Ich mochte immer Lehrer bzw. Lehrerinnen, die für ihr Fach gelebt haben und wirklich etwas auf dem Kasten hatten, also die wirklich auch wussten, was sie machen. Meine Biolehrerin in der Oberstufe war total kompetent und fähig. Sie hatte ein sehr großes Wissen und das habe ich sehr bewundert. Was ich ebenfalls immer sehr bewunderte war Hingabe. Ich hatte einen super Chemielehrer in der Unterstufe, der hat einfach mit so viel Freude und Spaß unterrichtet und hat sich das auch nie nehmen lassen, auch wenn wir manchmal gar nicht wussten, was er von uns wollte. Das war immer schön mit anzusehen und das versuche ich heute natürlich auch – für seine Fächer zu leben und dass man viel Wissen hat, was man weitergeben kann.

Gibt es etwas, das Ihnen an unserer Schule positiv auffällt?
Auf jeden Fall arbeite ich sehr gerne mit den Kids zusammen. Ich finde, dass alle Klassen, die ich kenne und selber unterrichte, super lieb und nett sind. Das Unterrichten macht total viel Spaß. Was die Arbeit angeht muss ich sagen, dass der Lehrerjob anstrengend ist, auch wenn viele SchülerInnen das nicht glauben. Ich habe am Käthe sehr viel gelernt – als Referendar und ausgebildeter Lehrer. Außerdem habe sehr viel Akzeptanz erfahren – von meinen Mentorinnen und von der Schulleitung. Sie haben mich bei einigen Sachen, die im privaten Rahmen schwierig waren, unterstützt. Es hat mir sehr, sehr gut gefallen, dass man so viel Rückhalt im Kollegium hatte. Das fand ich super und deswegen wollte ich auch gerne wieder an diese Schule zurück und das hat ja, Gott sei Dank, auch geklappt.

Es gibt bestimmt auch Sachen, die Sie verbesserungswürdig finden. Wenn Sie eine Sache am Käthe verändern könnten, welche wäre es?
Wenn ich mir etwas aussuchen dürfte, dann wäre das auf jeden Fall, dass man mit Activeboards und nicht nur mit Whiteboards und Beamern arbeiten kann. Das sind digitale Tafeln, mit denen man arbeiten kann. Vor allem könnte man so Animationen, Bildern, Diagrammen etc. viel besser und einfacher in den Unterricht einbinden.

Wie viel Zeit nimmt es in Anspruch, ihren Unterricht vorzubereiten?
Da ich ja Anfänger bin, dauert es noch ziemlich lange. Es kommt aber immer ganz darauf an. Einen Block vorzubereiten dauert bestimmt so drei Stunden. Es ist also eine lange Woche und die Tage sind immer lang.

Welches ihrer Hobbys lässt Sie sich vom Schulalltag erholen und warum ist genau dieses Hobby dafür geeignet?
Ich bin leidenschaftlicher Motorradfahrer. Ich habe ein über 50 Jahre altes Motorrad und das ist mein Leben. Da kann ich super entspannen, super runterkommen und ich vergesse alles – Stress, Probleme und auch den Schulalltag kann ich super hinter mir lassen, wenn ich einfach einige Kilometer fahre.

Welche ist Ihre Methode gegen den Frust, der sich einstellt, wenn man jahrelang den gleichen Stoff vermittelt?
Och, das weiß ich noch gar nicht. Ich hoffe, ich finde eine. Also bis jetzt macht es mir noch Spaß, mal gucken.

Wie steht ihre Familie zu ihrer Berufswahl?
Meine Lebensgefährtin steht voll hinter mir. Sie findet das total super und unterstützt mich und ist stolz auf mich. Meine Mutter ist selbst Pädagogin. Sie findet das auch richtig gut. Mein Vater findet das jedoch nicht so toll. Er war Ingenieur und er hätte sich gewünscht, dass ich auch etwas im Ingenieurbereich mache, aber da hatte ich keine Lust drauf.

Was halten Sie von dem negativen Umgang mancher SchülerInnen miteinander?
Mir persönlich ist bisher nicht so viel Negatives aufgefallen. Manche Äußerungen unter den Schülern und Schülerinnen finde ich schon schwierig. Schließlich bilden die Schüler alle ein Kollektiv und sollten zusammenhalten. Vor allem sollten sie sich innerhalb der Klasse unterstützen und da finde ich es schon schwierig, wenn man sich gegenseitig beleidigt – sich mental an die Gurgel geht. Da muss auf jeden Fall dran gearbeitet werden. Ich sehe mich jetzt nicht in der Position, Apostel zu spielen. Es muss von den Schülerinnen und Schülern selbst kommen, dass ihr euch gegenseitig zeigt, wie ihr miteinander umgehen wollt und was ihr davon haltet, wenn andere mit euch schlecht umgehen.

Wir benutzen ja häufig die Jugendsprache, wie stehen Sie zu dieser und haben Sie selbst Ausdrücke aus dieser übernommen?
Ich glaube, ich benutze noch ein paar Wörter aus meiner Jugendsprache. Ich persönlich habe damit kein Problem. Wenn es darum geht, vor allem in den höheren Klassen fachlich zu arbeiten und zu argumentieren, muss man natürlich gucken. Mache Begriffe haben da nichts zu suchen. Da muss man sich schon auf die Fachbegriffe beziehen, aber an sich benutze ich Jugendsprache auch gerne mal im Unterricht. Wenn man so die Schüler und Schülerinnen erreicht oder etwas verdeutlichen kann, ist das doch ganz nützlich.

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für unser Interview genommen haben.
Sehr gerne.

Übersetzung »I’m Beau Gibson from Walla Walla«2021-07-14T01:16:09+00:00

Mein Name ist Beau Gibson und ich komme aus Walla Walla im US-Bundesstaat Washington. Meine Heimatstadt Walla Walla liegt im Südosten von Washington, dem nordwestlichsten Staat auf dem Festland der USA.

Da Washington erst 1889 ein Staat wurde, haben wir keine richtigen Traditionen. Das, was Traditionen am nächsten kommt, sind das Erntedankfest und unsere Musikfestivals. Normalerweise feiern das richtige Erntedankfest aber nur die Menschen in den ländlichen Regionen. Dort besteht es aus der gemeinsamen Weizenernte mit der Familie, bevor es zur Kirmes geht. Auf der Kirmes werden Pferderennen veranstaltet, man zeigt sich die dicksten und größten Pflanzen der Ernte und natürlich gibt man mit seinen preisgekrönten Tieren an. Heutzutage dreht sich die Kirmes aber nicht mehr um die Ernte und sie ist zeitgleich mit dem Schuljahresbeginn. Hauptsächlich besteht sie aus Fahrgeschäften, Essensständen und Ständen von Parteien und Organisationen, der sogenannten »Community Art« und dem Präsentieren von Tieren, die von SchülerInnen oder örtlichen Bauern gezüchtet wurden.

Meine Highschool hat 2000 SchülerInnen und nennt sich »Walla Walla High School« (kreativ – ich weiß), aber jeder nennt sie WaHi. Sie ist nicht auf eine Wissenschaft oder Kunst spezialisiert, wie es in Deutschland häufiger der Fall ist. Innerhalb der Schulen gibt es aber Zweige, die sich spezialisieren. So beispielsweise die FFA »Future Farmers of America« (dt. Zukünftige Bauern Amerikas), die JROTC »Junior Reserve Officer’s Training Corps« ein Training für den späteren Militärdienst sowie darstellende und bildende Künste.

Amerikaner haben viele Vorurteile gegenüber Deutschen. Ihnen nach zu urteilen sind Deutsche lederhosentragende, biertrinkende, brezelessende, blonde und blauäugige Personen. Als ich herkam habe ich gemerkt, dass das nicht der Fall ist. Wir stellen uns Deutsche auch als streng und ohne Sinn für Humor vor. Das ist definitiv nicht wahr. Es gibt neben diesen etwas älteren Vorurteilen aber auch Neuere: Deutsche lieben Fußball, essen viel Brot, sind sehr effizient und sorgen sich sehr um ihre Umwelt. Ich glaube, das sind die eher Zutreffenden.

Es gibt viele Sachen, die mir in Deutschland aufgefallen sind. Vor allem, dass Deutschland sehr viel sauberer ist als die USA. Es gibt hier viele Gesetze und Verordnungen gegen Müll und man erhält Pfand auf Recycling-Flaschen.

Ich möchte mich bei Euch dafür bedanken, dass ihr mich akzeptiert habt. Falls Ihr irgendwelche Fragen zu Amerika habt, zögert nicht und kommt auf mich zu. Ich hoffe, ich werde hier ein großartiges Jahr am Musikgymnasium Käthe Kollwitz haben.

Auflösung der ersten Starterpacks2021-07-13T20:51:16+00:00

Lösung: CD

Käthe-Kasten2021-07-13T20:49:51+00:00

Ihr findet unseren Käthe-Kasten im Foyer des Hauses 1 direkt neben dem Glaskasten mit dem Vertretungsplan. Anregungen, Wünsche, Lob und konstruktive Kritik sind sehr erwünscht.
Euer Redaktionsteam

Rezepteecke2021-07-14T01:19:39+00:00

Etikett für die Backmischung im Glas:

American Brownies

Zubereitung:
Die Backmischung mit 4 Eiern und 250g weicher Butter verrühren.
Den Brownieteig in eine gefettete Form (ca. 23x33cm) füllen und im vorgeheizten Backofen ca. 20-25 Minuten bei 180°C backen. Die Brownies sind fertig, wenn der Kuchen in der Mitte der Form leicht aufgeht.
Wichtig: Nicht zu lange backen! Die Brownies schmecken richtig lecker, wenn sie innen noch feucht sind. Nach dem Abkühlen den Kuchen in kleine Rechtecke schneiden!

Guten Appetit!

Nach oben