Sie heißen Philipp Fritz, richtig?
Ja, das ist richtig.
Sie unterrichten die Fächer Biologie, Chemie als auch Physik?
Nee, Chemie und Biologie. Mit Physik habe ich nicht so viel zu tun.
Möchten Sie uns Ihr Alter verraten oder uns sagen, seit wann Sie unterrichten?
Ich bin 30 Jahre alt – noch 30 Jahre alt. Angefangen zu unterrichten habe ich im November 2017, also vor knapp 2 Jahren.
Waren die Fächer, die Sie heute unterrichten, damals Ihre Lieblingsfächer?
Ich wollte schon immer etwas mit Natur machen. Ich wusste schon als kleiner Junge, dass ich später etwas mit Naturwissenschaften mache möchte. Eigentlich wollte ich Zoodirektor werden. In der Schule war es so, dass mir diese Fächer extrem lagen. Biologie war z.B. mein Lieblingsfach – ohne großen Aufwand. Chemie, Physik und AWT lagen mir auch. Ich wollte immer das, was mir Spaß macht, später auch beruflich machen. Zuerst habe ich Biologie studiert. Ich arbeitete kurz bei einer Forschung mit und erkannte dann, dass mir die Forschungsarbeit zu »unsozial« ist. Ich wollte Biologie mit etwas Sozialem verbinden und so studierte ich Lehramt nach. Das war somit mein Zweitstudium und heute kann ich ganz klar sagen, dass das für mich auf jeden Fall die richtige Entscheidung war.
Haben Sie früher in der Schule oft etwas angestellt oder waren Sie eher einer der braven Schüler?
Ich glaub, in der Grundschule war ich eher der brave Typ, weil ich auch immer gut war – sehr gut. In der 7. Klasse kam ich dann auf das Gymnasium. Der Unterschied war erst einmal krass, weil ich auf der Schule zuvor immer unter den besten Fünf war und auf dem Gymnasium befand ich mich zunächst eher im unteren Mittelfeld. Ich war auch nicht so der disziplinierteste Schüler.
Waren Sie früher immer vorbildlich oder haben Sie ab und zu abgeschrieben?
In den Fächern, die ich gerne mochte, war ich bis zur 8./9. Klasse ganz zuverlässig, was meine Hausaufgaben anging. Ab der 10. Klasse änderte sich das etwas, weil ich ganz viel jobbte – nach der Schule, an den Wochenenden und in den Ferien. Ich hatte dann einfach keine Zeit mehr. Ich kam aus einer Arbeiterfamilie. Mit zwanzig Euro Taschengeld kam man nicht so weit. Die Hausaufgaben mussten dann darunter leiden.
Wie oft haben Sie in der Schule gespickt bzw. haben Sie überhaupt geschummelt?
Ich habe tatsächlich einmal gespickt – im Englischunterricht in der 8. oder 9. Klasse. Ich wusste einfach nicht mehr, wie das Layout eines Briefes aussah. Mein Hefter lag dann neben meinem Rucksack und ich konnte ihn öffnen, ohne dass die Lehrerin es sah. Das war echt das erste Mal, dass ich spickte. Im Studium habe ich das nicht mehr gemacht. Spicken find‘ ich jetzt nicht so cool.
Wo haben Sie Ihr Abitur abgelegt und wie ist es ausgefallen?
Ich habe mein Abitur am Alexander von Humboldt Gymnasium in Eberswalde gemacht. Das liegt nordöstlich von Berlin. Mein Abitur war mittelmäßig, würde ich sagen. Mein Durchschnitt lag bei 2,7. Ja, ich hatte auch nicht so viel Zeit zum Lernen. In dieser Hinsicht war ich nicht so fleißig, wie ich es hätte sein sollen. Es hätte auf jeden Fall vieles einfacher gemacht, wäre mein Abiturdurchschnitt besser gewesen.
Haben Sie einen Rat als Schüler mitgenommen, den Sie heute jedem Schüler mit auf den Weg geben würden?
Das ist eine echt gute Frage. Man soll an seinen Stärken arbeiten, seine Stärken fördern. Zudem würde ich schlechte Noten nicht überbewerten- davon geht die Welt nicht unter.
Gibt es etwas Besonderes, an das Sie sich aus Ihrem Studentenleben erinnern?
Ähm, also eine Sache ist, dass das Studium ganz anders ist als die Schule. In der Schule habe ich im Fach Biologie zum Beispiel alles aus dem Ärmel geschüttelt – bis zum Abitur. Für das Abitur habe ich auch ganz wenig gelernt; das muss ich ehrlich sagen. Die ersten Klausuren in der Uni waren allerdings ganz anders. Viele meiner Kommilitonen sind auch durchgefallen, denn man musste dafür echt viel lernen. Das war ein ganz anderes Niveau.
Was haben Sie früher an Ihren LehrerInnen /Ihrer Schule gemocht?- Setzen Sie das heute auch selber um?
Ich mochte immer Lehrer bzw. Lehrerinnen, die für ihr Fach gelebt haben und wirklich etwas auf dem Kasten hatten, also die wirklich auch wussten, was sie machen. Meine Biolehrerin in der Oberstufe war total kompetent und fähig. Sie hatte ein sehr großes Wissen und das habe ich sehr bewundert. Was ich ebenfalls immer sehr bewunderte war Hingabe. Ich hatte einen super Chemielehrer in der Unterstufe, der hat einfach mit so viel Freude und Spaß unterrichtet und hat sich das auch nie nehmen lassen, auch wenn wir manchmal gar nicht wussten, was er von uns wollte. Das war immer schön mit anzusehen und das versuche ich heute natürlich auch – für seine Fächer zu leben und dass man viel Wissen hat, was man weitergeben kann.
Gibt es etwas, das Ihnen an unserer Schule positiv auffällt?
Auf jeden Fall arbeite ich sehr gerne mit den Kids zusammen. Ich finde, dass alle Klassen, die ich kenne und selber unterrichte, super lieb und nett sind. Das Unterrichten macht total viel Spaß. Was die Arbeit angeht muss ich sagen, dass der Lehrerjob anstrengend ist, auch wenn viele SchülerInnen das nicht glauben. Ich habe am Käthe sehr viel gelernt – als Referendar und ausgebildeter Lehrer. Außerdem habe sehr viel Akzeptanz erfahren – von meinen Mentorinnen und von der Schulleitung. Sie haben mich bei einigen Sachen, die im privaten Rahmen schwierig waren, unterstützt. Es hat mir sehr, sehr gut gefallen, dass man so viel Rückhalt im Kollegium hatte. Das fand ich super und deswegen wollte ich auch gerne wieder an diese Schule zurück und das hat ja, Gott sei Dank, auch geklappt.
Es gibt bestimmt auch Sachen, die Sie verbesserungswürdig finden. Wenn Sie eine Sache am Käthe verändern könnten, welche wäre es?
Wenn ich mir etwas aussuchen dürfte, dann wäre das auf jeden Fall, dass man mit Activeboards und nicht nur mit Whiteboards und Beamern arbeiten kann. Das sind digitale Tafeln, mit denen man arbeiten kann. Vor allem könnte man so Animationen, Bildern, Diagrammen etc. viel besser und einfacher in den Unterricht einbinden.
Wie viel Zeit nimmt es in Anspruch, ihren Unterricht vorzubereiten?
Da ich ja Anfänger bin, dauert es noch ziemlich lange. Es kommt aber immer ganz darauf an. Einen Block vorzubereiten dauert bestimmt so drei Stunden. Es ist also eine lange Woche und die Tage sind immer lang.
Welches ihrer Hobbys lässt Sie sich vom Schulalltag erholen und warum ist genau dieses Hobby dafür geeignet?
Ich bin leidenschaftlicher Motorradfahrer. Ich habe ein über 50 Jahre altes Motorrad und das ist mein Leben. Da kann ich super entspannen, super runterkommen und ich vergesse alles – Stress, Probleme und auch den Schulalltag kann ich super hinter mir lassen, wenn ich einfach einige Kilometer fahre.
Welche ist Ihre Methode gegen den Frust, der sich einstellt, wenn man jahrelang den gleichen Stoff vermittelt?
Och, das weiß ich noch gar nicht. Ich hoffe, ich finde eine. Also bis jetzt macht es mir noch Spaß, mal gucken.
Wie steht ihre Familie zu ihrer Berufswahl?
Meine Lebensgefährtin steht voll hinter mir. Sie findet das total super und unterstützt mich und ist stolz auf mich. Meine Mutter ist selbst Pädagogin. Sie findet das auch richtig gut. Mein Vater findet das jedoch nicht so toll. Er war Ingenieur und er hätte sich gewünscht, dass ich auch etwas im Ingenieurbereich mache, aber da hatte ich keine Lust drauf.
Was halten Sie von dem negativen Umgang mancher SchülerInnen miteinander?
Mir persönlich ist bisher nicht so viel Negatives aufgefallen. Manche Äußerungen unter den Schülern und Schülerinnen finde ich schon schwierig. Schließlich bilden die Schüler alle ein Kollektiv und sollten zusammenhalten. Vor allem sollten sie sich innerhalb der Klasse unterstützen und da finde ich es schon schwierig, wenn man sich gegenseitig beleidigt – sich mental an die Gurgel geht. Da muss auf jeden Fall dran gearbeitet werden. Ich sehe mich jetzt nicht in der Position, Apostel zu spielen. Es muss von den Schülerinnen und Schülern selbst kommen, dass ihr euch gegenseitig zeigt, wie ihr miteinander umgehen wollt und was ihr davon haltet, wenn andere mit euch schlecht umgehen.
Wir benutzen ja häufig die Jugendsprache, wie stehen Sie zu dieser und haben Sie selbst Ausdrücke aus dieser übernommen?
Ich glaube, ich benutze noch ein paar Wörter aus meiner Jugendsprache. Ich persönlich habe damit kein Problem. Wenn es darum geht, vor allem in den höheren Klassen fachlich zu arbeiten und zu argumentieren, muss man natürlich gucken. Mache Begriffe haben da nichts zu suchen. Da muss man sich schon auf die Fachbegriffe beziehen, aber an sich benutze ich Jugendsprache auch gerne mal im Unterricht. Wenn man so die Schüler und Schülerinnen erreicht oder etwas verdeutlichen kann, ist das doch ganz nützlich.
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für unser Interview genommen haben.
Sehr gerne.